Am Montag startet das Hamburger Abendblatt die größte Serie seiner Geschichte und stellt alle 104 Stadtteile der Metropole auf jeweils einer eigenen Seite vor. Ein Appetitanreger

Dass Hamburg eine Perle ist, weiß nicht nur im Umkreis des Volksparks praktisch jedes Kind. Unsere Hansestadt ist vielmehr auch eine Schatzkiste, die Glanz, schillernde Facetten und manche Überraschung birgt. Man muss nur hellwach sein, die Augen öffnen, sich von Neugierde inspirieren lassen und zudem einen Blick in die Ecken und Winkel wagen, um Wundersames zu entdecken.

Nichts anderes haben sich die Autoren unserer neuen, großen Hamburger Stadtteil-Serie vorgenommen, die am Montag startet. 104 Reporter plus ein Dutzend Fotografen machen sich mit Wissbegierde auf den Weg. Sie steuern nicht nur bekannte Ziele an, sie gehen auch um die Ecken - und darüber hinaus. Oft sind es die kleinen Dinge am Straßenrand, die Charme haben. Vor allem sprechen unsere Autorinnen und Autoren mit Hamburgern, mit den Menschen in dieser spannenden Stadt. Denn wer kennt sich in seiner Heimat besser aus als jene, die vor Ort wohnen und ihren kleinen Kiez, ihr Hoch im Norden lieben?

Unter dem Strich ergibt sich das lesenswerte Porträt einer faszinierenden Metropole, in der eine Menge mehr steckt, als mancher auf den ersten Blick vermutet. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aber wir haben den Ehrgeiz, die 104 Stadtteile so attraktiv und reizvoll in Szene zu setzen, dass nicht nur Einheimische daran Freude haben. Und da eine lebendige Stadt ständig in Bewegung ist, bleiben wir am Ball. Jeder Stadtteil hat einen festen Paten in der Redaktion, der sich auch im Anschluss an diese Serie um sein Revier kümmert. Unterstützung von unseren Lesern ist ausdrücklich gewünscht!

Mit den Hamburger Stadtteilen ist es so eine Sache: Manche von ihnen waren früher selbst einmal stolze Städte - wie etwa Bergedorf, Wandsbek oder Harburg. Mancher Stadtteil ist heute fast so groß wie eine Großstadt. Andere bringen es mit gerade mal vier offiziellen Einwohnern (Waltershof) nur auf die Kopfzahl einer Kleinfamilie.

Auch wenn sich die Fläche Hamburgs in den vergangenen Jahrzehnten seit dem sogenannten Groß-Hamburg-Gesetz 1937 im Wesentlichen nicht mehr verändert hat - die Zahl der Stadtteile schwankte in den vergangenen Jahren. Da wurden Stadtteile wie die HafenCity oder die Sternschanze neu gegründet und andere wie Hamm-Süd, -Mitte, und -Nord am 1. Januar 2011 zu einem einzigen Stadtteil Hamm zusammengelegt. Eigentlich sollte damit alles ganz klar sein: Stadt und Land Hamburg bestehen aus sieben Bezirken, 104 Stadtteilen und wiederum aus 181 Ortsteilen.

Doch im Herzen der Hamburger gibt es auch Stadtteile, die gibt es gar nicht: Nein, Klein Flottbek ist kein Stadtteil! Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass es eine S-Bahn-Station gleichen Namens gibt. Klein Flottbek ist ein Ortsteil des Stadtteils Nienstedten. Und das Portugiesenviertel unten am Hafen ist auch kein eigener Stadtteil - selbst wenn es die Straßenzüge rund um die Ditmar-Koel-Straße schon zu einem eigenen Eintrag im Online-Lexikon Wikipedia gebracht haben.

Liebenswerte Details sind die Würze unserer Serie. Und so gesehen geht's am Montag gut los: mit Nienstedten, das jeder vom Namen her kennt, aber so richtig dann wieder doch nicht. Wer weiß schon, dass Heino dort in der berühmten Hochzeitskirche sang? Angeblich fürchtet man am Hochufer der Elbe seitdem weder Tod noch Teufel.

Und wer ahnt schon, dass der Teufelsbrücker Hafenmeister mit dem Trecker auf Tour ist, dass die Feuerwehr eine Kuh (mit Dienstjacke!) auf dem Dach hat oder dass die bürgerlichen Kneipen "im Dorf" versiegt sind? Ein offenes Geheimnis indes sind die Sprachkenntnisse der Nienstedtener: Hochdeutsch, Plattdeutsch "un over anner Lüüd".

Auch andere originelle Fakten aus einer Großstadt, in der es tatsächlich alles Mögliche gibt, bereiten Vorfreude auf die Serie mit sage und hiermit schreibe 104 Teilen - von Allermöhe bis Wohldorf-Ohlstedt. Wir haben 20 kleine Spots ausgewählt, um Appetit auf mehr zu machen.

Das kleinste Feuerwehrauto der Welt ist in Schnelsen stationiert. "Löschi" ist eine zwölf PS starke BMW-Isetta, die sogar schon durch New York patrouillierte: auf der berühmten Steuben-Parade.

Das bekannteste Sofa der Fernsehwelt stammt aus Steilshoop: Loriots grünes Gründerzeitsofa. Die Firma FTA Film- und Theater-Ausstattung hat diese Requisite verliehen.

Einer der ruhigsten Orte Hamburgs befindet sich ausgerechnet am Hauptbahnhof: Im "Raum der Stille" in der Unterführung zur Mönckebergstraße können Passanten für einen Moment oder länger innehalten.

Das Großstadtrevier - die aus dem Fernsehen bekannte Polizeiwache - liegt nicht auf St. Pauli, sondern in Bahrenfeld: Seit 1990 wird die Sendung an der Mendelssohnstraße 13 gedreht.

Der älteste Männergesangverein der Stadt schmettert auf Finkenwerder: die "Finkenwerder Liedertafel Harmonie von 1865".

Deutschlands Segler haben ihr Hauptquartier weder an Alster noch Elbe bezogen, sondern in Steilshoop. Sitz des Deutschen Segelverbandes ist ein Flachbau an der Gründgensstraße.

Hamburgs ältester Baum ist in Neuland verwurzelt, eine 855 Jahre alte Eibe.

Der berühmteste Astronom unserer Stadt kommt aus Bergedorf. Dr. Lubos Kohoutek fotografierte einen Kometen, der nach ihm benannt wurde - "Kohoutek". Damit schaffte er es sogar in die Kultserie "Die Simpsons".

Der "fernste" Stadtteil Hamburgs ist Neuwerk - 130 Kilometer vom Rathaus entfernt und nur bei Flut mit dem Schiff erreichbar.

Dittsches Grill bietet Pommes rot-weiß, Currywurst und andere Spezialitäten. Er heißt, wie im Fernsehen nicht zu übersehen ist, "Eppendorfer Grill-Station", aber auch im wirklich wahren Leben liegt der Grill nicht in Eppendorf, sondern in Hoheluft-West.

Oscar-nominiert: "Der Hauptmann von Köpenick" müsste eigentlich "Der Hauptmann von Tonndorf" heißen. Der für den Oscar nominierte Film mit Heinz Rühmann wurde in den Film- und Fernsehateliers in Tonndorf gedreht. Er lief in 53 Ländern im Kino.

Kanzler-Geburtsort: Im Krankenhaus Elim an der Hohen Weide in Eimsbüttel bringen Hebammen Kanzlerinnen zur Welt. Na ja, bisher zumindest eine: ein Mädchens namens Angela.

Der geografische Mittelpunkt Hamburgs ist ein Busch vor der St.-Gertrud-Kirche auf der Uhlenhorst.

Der Knast Fuhlsbüttel ("Santa Fu") liegt eigentlich in Ohlsdorf.

Ins Guinnessbuch der Rekorde brachte Bildhauer Erich Gerer den Stadtteil Hausbruch mit einem sechseinhalb Meter großen geschnitzten Bären.

Adam Cartwright aus der legendären Westernserie "Bonanza" bekam seine deutsche Stimme von einem Wohldorf-Ohlstedter - übrigens dieselbe Stimme, die den Straßenhändler "Schlemihl" aus der Sesamstraße spricht.

Michael Jackson kennt jeder - Niendorf auch. Der verstorbene Popstar war 2006 tagelang hier zu Gast. Er besuchte einen Freund am Garstedter Weg - was zu Menschenmassen vor dem Niendorfer Einfamilienhaus führte.

Stadtteil mit eigener Hose: Die "Veddelhose" gibt es bis heute, maßgeschneidert bei Schneiderei Paulsen.

Der bevölkerungsreichste Stadtteil ist Rahlstedt mit 86 902 Einwohnern.

Der flächenmäßig größte Stadtteil ist Wilhelmsburg mit 35,3 Quadratkilometern.

Alles begann anno 810/11 oder 830, das ist nicht ganz geklärt, mit dem Bau der Hammaburg. 831 formte Bischof Ansgar die Siedlung zum Missionszentrum. Im Jahre 1300 lebten hier etwa 5000 Menschen, um 1600 waren es ungefähr 40 000. Heute umfasst das Tor zur Welt fast 1,8 Millionen Einwohner. Nur sechs Städte in der EU sind größer.

Doch kommt es bekanntlich nicht auf Größe, sondern auf die Qualität an. Am Ende ergibt sich ein einmaliger, aktueller Überblick: Die Freie und Hansestadt Hamburg, seit 1819 so genannt, präsentiert sich als höchst lebendige Metropole mit unglaublichen Marginalien, erstaunlicher Vielfalt, verblüffenden Fakten und Eigenarten. Menschen machen unsere Stadt liebens- und lebenswert.