Rabe spricht im Fall Chantal von Verschleierung. “Wer das normal findet, ist selbst nicht ganz normal“

Hamburg. Der Methadon-Tod der elfjährigen Chantal in Wilhelmsburg im Januar sorgt für einen neuen politischen Streit. Schulsenator Ties Rabe (SPD) ist jetzt wegen eines Namensartikels in der SPD-Postille "Bergedorfer Kreisblatt" in die Kritik geraten, berichtet der Fernsehsender Hamburg 1.

"Nachlese zum Fall Chantal" - so ist der Artikel überschrieben, den Ties Rabe in seiner Funktion als SPD-Kreisvorsitzender in Bergedorf verfasste. Ties Rabe schreibt da beispielsweise über Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) im Bezirk Mitte: "Die Mitarbeiter der Jugendhilfe verschleiern mit dem Begriff 'milieunahe Unterbringung', dass sie es ganz normal finden, ein Pflegekind bei drogensüchtigen Eltern (...) unterzubringen." Um dann zu urteilen: "Wer das normal findet, der ist selbst nicht ganz normal."

Außerdem macht sich Senator Rabe Gedanken darüber, wie mit solchen Mitarbeitern verfahren werden könnte: "Wir können doch nicht alle austauschen? Oder sollten wir die Fachleute selbst einmal zwei Wochen 'milieunah' unterbringen?" Gegenüber Hamburg 1 haben Vertreter von CDU, GAL und der Gewerkschaft Ver.di mit großem Unverständnis und harscher Kritik auf die Äußerungen reagiert.

Ties Rabe zu Hamburg 1: "Ich habe in einem parteiinternen Rundbrief an den inneren Parteizirkel der SPD Bergedorf meine Meinung zum Fall Chantal dargestellt. Der Beitrag war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Mein Beitrag war durch Namensnennung, Überschrift, Stil und Darstellung sehr deutlich als meine persönliche Meinung gekennzeichnet." Der Bergedorfer SPD-Rundbrief solle in der Partei Diskussionen anregen und dazu beitragen, pointiert und kontrovers politische Themen zu diskutieren. "Als Kreisvorsitzender wirke ich selbstverständlich daran mit."

Rabe weiter: "Ich habe gesagt: 'Wer das (Ergänzung: die Verhältnisse in Chantals Pflegefamilie) normal findet, der ist selbst nicht normal.'" Dieser Satz richte sich keineswegs gegen alle Mitarbeiter von Jugendämtern und Trägern der Jugendhilfe. Kritisiert habe er nur die Mitarbeiter, "die die Verhältnisse in Chantals Pflegefamilie als 'milieunahe Unterbringung' normal fanden und nicht gehandelt haben". Diese Kritik bleibe "absolut berechtigt".