Neuländer Quarree kostet 200 Millionen Euro. Geplant sind dort auch 200 Wohnungen

Harburg. Ein Vorzeigeobjekt soll es werden, das dem Technologiestandort Hamburg in der Welt zu weiterem Ansehen verhilft. Im Harburger Rathaus ist gestern das Neubauvorhaben "Neuländer Quarree" vorgestellt worden, ein riesiges Gebilde aus fünf Bauteilen bei 115 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche, mit einem wissenschaftlich orientierten Technologiezentrum, einem zwölfgeschossigen Hochhaus am Hafenkanal mit 100 Apartments für Familien und einem kleinen Sportboothafen, einem Gebäude mit 100 Mietwohnungen für "Jung & Alt", Studenten und Senioren, einem Parkhaus mit 800 Stellplätzen, mit Bürogebäuden und Räumen für Gastronomie und Läden im Erdgeschoss.

Apartments und Mietwohnungen sollen Raum für etwa 600 Menschen bieten. Im Technologiezentrum, den Büros, der Gastronomie und den Ladengeschäften sollen etwa 600 Arbeitsplätze entstehen. Im Jahr 2013 soll mit dem Bau begonnen werden, für 2015 wird mit der Fertigstellung gerechnet. Gut 200 Millionen Euro sollen investiert werden.

Der Investor ist Günter Schönfeldt, Geschäftsführender Gesellschafter der P&S Grundstücks- und Vermögensverwaltungs GmbH & Co KG. Ende vergangenen Jahres hatte er der Deutschen Bahn AG ihr gut 45 000 Quadratmeter großes Grundstück an der Neuländer Straße und Hannoverschen Straße abgekauft, das von seiner Lage als das Eingangstor zum Stadtentwicklungsgebiet "Harburger Binnenhafen" oder auch als das Tor zum "Channel Hamburg" gilt. Schönfeldt, der sich als Visionär und Freund der erneuerbaren Energie bezeichnet, sagt: "Bislang habe ich hauptsächlich in Windparks investiert. Nun möchte ich, dass die Forschung und Entwicklung unserer künftigen Energieversorgung hier einen Schwerpunkt erhält." Weitere Schwerpunkte seien Luftfahrtindustrie, maritime Wirtschaft und Logistik. Nach Mietern wird noch gesucht. Die Gebäude des Neuländer Quarrees sollen energieautark sein, sich durch Solarenergie oder auch Biomasse (Holzpellets und Gas) mit Warmwasser, Heizung und Strom selbst versorgen, überschüssige Wärme im Grundwasser speichern, Wärme von Brauchwasser zurückgewinnen. Und natürlich sind die Dächer der meisten Gebäude mit Pflanzen begrünt.

Bei der Vorstellung des Projekts Neuländer Quarree sagte Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch, dass er eine deutliche Aufwertung des Bezirks erwarte. Zu klären ist noch die Nachbarschaft zum Chemieunternehmen Brenntag/Biesterfeld. Abgefüllt wird dort unter anderem giftiges Chlorgas. Investor Günter Schönfeldt: "Wir werden eine Lösung finden, um das Neuländer Quarree mit all seinen Möglichkeiten zu verwirklichen."

Herzstück des Neuländer Quarrees ist der bis zu 50 000 Quadratmeter große Technologiepark. Auch hier wird geklotzt. "Es wird Hamburgs erster thematisch ausgerichteter Technopark", sagt Günter Brinkhoff von der Firma GBConsult, der für die Entwicklung und Vermarktung zuständig ist. Die Nähe zur Technischen Universität und ihren Forschern mache den Charme des Standorts aus. "Es ist geplant, Kompetenzzentren aus der Uni oder auch anderen Hochschulen als Ankermieter zu gewinnen. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, universitäres Wissen in neu zu gründende junge Unternehmen zu transferieren", sagt er. Wissenschaftliche Schwerpunkte sollen auf den Bereichen Luftfahrt, Logistik, maritime Wirtschaft und erneuerbare Energien liegen. Beratung für Ausgründungen, also Unternehmen, die aus der Start-up-Phase in nachhaltige Unternehmensformen wechseln wollen, werde ebenfalls zur Verfügung gestellt.

Eine Idee, die nicht ganz neu ist. Die Handelskammer plant ebenfalls einen riesigen Technopark in Harburg, in Sichtweite des Neuland Quarrees, mit derselben Ausrichtung. "Wir stehen in Gesprächen", sagt Brinkhoff. Dass in Harburg allerdings bereits ein Technopark ansässig ist - der hit-Technopark in Bostelbek - ist Brinkhoff bekannt. "Das Konzept ist jedoch nicht auf den wissenschaftlichen Fokus ausgerichtet." Aus gutem Grund: "Gründerfirmen sind in der Minderheit. Das war vor 20 Jahren, als wir unseren privaten Technopark errichteten, noch anders. Da boomten Internet-Unternehmen", sagt Geschäftsführer Christoph Birkel. Derzeit gebe es nicht mehr genug Gründer. "Das liegt daran, dass kaum noch Finanzen bereitgestellt werden." Die große Gründerzeit sei vorbei.