Christoph de Vries bringt nach dem Methadon-Tod der elfjährigen Chantal Forderungskatalog in die Bürgerschaft ein

Hamburg. Zwei Monate nach dem Methadon-Tod der elfjährigen Chantal fordert die CDU-Bürgerschaftsfraktion strengere Auswahlkriterien für Pflegeeltern. "Es müssen Regelungen getroffen werden, dass es bei der Eignungsprüfung von Pflegeeltern am Ende keine zwei Meinungen gibt", sagt Christoph de Vries, familienpolitischer Sprecher der CDU. Er hat einen Bürgerschaftsantrag eingebracht, der zehn Forderungen enthält, mit denen Kinder in Pflegefamilien und von Methadon-Patienten geschützt werden sollen.

So sei etwa das polizeiliche Führungszeugnis, welches Pflegefamilien vorlegen müssen, nicht ausreichend, da in diesem nur die besonders schweren Straftaten registriert würden. De Vries forderte, dass alle Einträge im Bundeszentralregister für die Behörden einsehbar sein sollten, etwa Bewährungsstrafen unter zwei Jahren. Dafür müsste Hamburg eine entsprechende Bundesratsinitiative starten.

Chantal starb am 16. Januar 2012 an einer Überdosis Methadon in der Wilhelmsburger Wohnung ihrer drogensüchtigen Pflegeeltern. In der Folge mussten die Jugendamtsleiterin Pia Wolters und Mitte-Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) ihre Posten räumen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt sowohl gegen die Pflegeeltern als auch gegen Verantwortliche des Jugendamtes sowie eines freien Trägers.

Christoph de Vries erneuerte außerdem die Forderung nach einer zentralen Erfassung aller Kinder, die in Haushalten mit Drogensüchtigen leben. Diese Kinder seien latent gefährdet. In Bremen seien mittels Haartests bei Kindern Drogen nachgewiesen worden. Derartige Kontrollen sollten auch in Hamburg durchgeführt werden. "Damit soll sichergestellt werden, dass Kinder drogen- beziehungsweise methadonfrei aufwachsen", sagte de Vries.

Weiter forderte er, dass nur noch Mitarbeiter des Jugendamtes die Eignung von Pflegefamilien feststellen dürfen. Bei unterschiedlichen Bewertungen solle die Leitung des Jugendamtes entscheiden. Einige Punkte dieses Forderungskatalogs gelten allerdings ohnehin schon oder sind bereits auf den Weg gebracht worden. Christoph de Vries will den Antrag denn auch als Antwort auf SPD-Fraktionschef Andreas Dressel verstanden wissen, der den anderen Fraktionen angeboten habe, "ohne parteipolitische Rituale" gemeinsam Konsequenzen zu ziehen.

Grundlage dafür ist auch der Bericht des Rechtsamts Mitte, der unter anderem auch die Zustände beim Allgemeinen Sozialen Dienst im Jugendamt Wilhelmsburg beschreibt. Nachdem der Bezirk Mitte 2008 die Zuständigkeit im Rahmen der Gebietsreform von Harburg übernommen hatte, waren "mannigfache personelle Probleme" festgestellt worden. Es heißt weiter: Die Beteiligung der Mitarbeiter an der Neuorientierung erfolgte "mit erheblichem Zeitaufwand".