Große DAK-Studie befeuert Debatte in Hamburg. Politiker fordern rigoroses Tabak-Tabu

Hamburg. Die Rauchverbote in Deutschlands Gaststätten haben offenbar Tausenden Menschen das Leben gerettet. Das legt eine gestern vorgestellte Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit nahe. Demnach sank die Zahl der stationären Herzinfarkt-Behandlungen schon im ersten Jahr nach Einführung der Nichtraucherschutzgesetze in den Bundesländern 2007/2008 um 8,6 Prozent. Erkrankungen mit Angina Pectoris, einer Vorstufe des Herzinfarkts, gingen sogar um 13,3 Prozent zurück.

Die DAK sprach von der weltweit größten Studie zu diesem Thema. Wissenschaftler hatten die Krankenhausdaten von mehr als drei Millionen Versicherten ausgewertet. Der Studie zufolge konnten schon im Jahr nach Einführung der Rauchverbote in Gaststätten, Behörden, öffentlichen Verkehrsmitteln und am Arbeitsplatz allein bei der DAK 1880 Krankenhausaufenthalte und damit Kosten in Höhe von 7,7 Millionen Euro verhindert werden.

Ein schneller Effekt sei auch in anderen Studien nachgewiesen worden, sagte Hermann Reichenspurner, Direktor des Universitären Herzzentrums am UKE. "Das Risiko für eine Erkrankung der Herzkranzgefäße nimmt deutlich mit dem Moment ab, in dem das Rauchen aufgegeben wird." Neben dem Tabakkonsum gibt es allerdings auch andere Faktoren wie Stress, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen. Reichenspurner bezeichnete die Studie deshalb als "interessante Beobachtung, die weiter wissenschaftlich untersucht werden muss".

In Hamburg befeuert die DAK-Untersuchung die Debatte um ein striktes Rauchverbot. Im Februar hatte das Bundesverfassungsgericht das Hamburgische Passivraucherschutzgesetz für verfassungswidrig erklärt. Seitdem streiten die Abgeordneten um ein neues Gesetz. Im Kern geht es entweder um ein striktes Rauchverbot oder um die Erlaubnis, in Gaststätten - wie derzeit - Raucherräume einzurichten. "Striktere Gesetze bedeuten eine gesündere Bevölkerung. Deshalb braucht Hamburg ein absolutes Rauchverbot", sagte die GAL-Vorsitzende Katharina Fegebank. Kersten Artus, gesundheitspolitische Sprecherin der Linken, sagte: "Der beste Weg ist ein totales Rauchverbot. Die Zahlen aus der Studie sind der Beweis."

Der CDU-Fraktionsvorsitzende in der Bürgerschaft, Dietrich Wersich, selbst ein Arzt, sagte: "Die Studie zeigt das Ergebnis vieler Bemühungen für die Reduzierung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen." Seine Fraktion sei mehrheitlich dafür, dass Gastwirte Raucherräume einrichten dürfen. Weil es jedoch auch Befürworter eines strikten Rauchverbots gebe, hat Wersich die Abstimmung im Parlament freigegeben. Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP, Wieland Schinnenburg, sagte, es sei "unverhältnismäßig, das Rauchen in Gaststätten ausnahmslos zu verbieten".

Die SPD hat noch keine Linie gefunden. Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks wollte die Studie gestern nicht kommentieren. Noch im März will die SPD-Fraktion sich mit dem Thema beschäftigen, im Sommer soll das neue Gesetz stehen.

Der Hotel- und Gaststättenverband bekräftigte seine Ablehnung eines strikten Rauchverbots. "Die Leidtragenden wären die Eckkneipen, die Umsatzrückgänge zu beklagen hätten", sagte Geschäftsführer Gregor Maihöfer.