Wenn es darum geht, seine Macht zu sichern, geht der Porsche-Erbe und langjährige VW-Miteigner und Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch auch ungewöhnliche Wege. Angesichts seines - selbst für die Position eines Aufsichtsratschefs - hohen Alters will er kurz vor seinem 75. Geburtstag seine 55 Jahre alte Frau Ursula in das Gremium wählen lassen. Auf den ersten Blick scheint dieser Plan revolutionär, zumal die meisten Aufsichtsräte in Deutschland in der Regel männlich sind und es genießen, dass sie eine Frau zu Hause haben, die ihnen den Rücken freihält.

Beim genaueren Hinsehen entpuppt sich Piëchs Ansinnen jedoch als Maßnahme zur Zukunftssicherung des milliardenschweren Familienerbes. Eine weitere Frau im VW-Aufsichtsrat ist zu begrüßen. Zwar ist es die Ehefrau von Ferdinand Piëch, aber sie hat schon mehrfach ihre Qualifikation bewiesen. Ursula und Ferdinand Piëch treten schon lange als starkes Team in der Autowelt auf. Für ihren Mann ist sie seit Jahren eine wichtige Beraterin. Selbst bei der Präsentation neuer Modelle, die VW extra nach Salzburg, dem Domizil der Piëchs karrt, redet sie manchmal mit.

Bei Europas größtem Autobauer wird sich zeigen, ob ein Ehepaar, das gemeinsam im Kontrollgremium sitzt, das Unternehmen weiter nach vorn bringt. Für Ursula Piëch spricht, dass sie Ahnung vom Geschäft hat. Schnelle Autos fährt sie ebenso gern wie ihr Mann. Zudem könnte der Volkswagen-Konzern mit der Nominierung seine Frauenquote im Aufsichtsrat erhöhen. Zumindest vor diesem Hintergrund kann die Ernennung der Österreicherin das Image des Autobauers aufpolieren.