Schüler stellten Fragen zur Atomkatastrophe und ihren Folgen

Winterhude. Wie fühlt sich ein Erdbeben an? Es ist die erste Frage. Die zehn Schüler einer 10. Klasse des Johanneums schauen mit weit geöffneten Augen ihre Gäste an. Keiner tratscht mit seinem Sitznachbarn, niemand guckt abwesend zum Fenster hinaus. "Alles in meinem Zimmer ist umgefallen", sagt Mariko Hori, 24, Studentin aus Tokio. "Manchmal habe ich das Gefühl, dass der Boden noch immer ein wenig wackelt." Und dann findet sie einen guten Vergleich: Es sei in etwa so, wie wenn man auf dem Fußweg steht und unter einem die U-Bahn fährt. "Nur viel, viel stärker."

Gemeinsam mit gut einem Dutzend Studienkollegen ist sie nach Deutschland gekommen, um ihr in der Uni erlerntes Deutsch in der Praxis zu testen. Besuche in Schulen, Ministerien und Unternehmen stehen auf dem Plan. Vergangene Woche waren die Japaner am Johanneum, um über Atomenergie zu sprechen. Ein naheliegendes Thema, ein Jahr nach dem schweren Tsunami und der Atomkatastrophe von Fukushima.

Eineinhalb Stunden lang diskutierten die Schüler und Studenten über erneuerbare Energien, das Leben nach der Katastrophe und die Macht der Verbraucher. Physiklehrer Ulrich Gerhardt war zufrieden mit seiner Klasse: "Sie waren gut vorbereitet, und zum Ende hin hat die Schüchternheit auch nachgelassen und sie sind miteinander warm geworden." Schülerin Katharina Hamel interessierte besonders, wie sich die Gesellschaft in Japan nach der Katastrophe verändert hat. "Ich hätte viel mehr Empörung und Angst vor Atomkraft erwartet", sagt sie. "Aber die gehen damit sehr gelassen um."

Das Johanneum ist eine von 26 Schulen, die im Februar zur "Klimaschule 2012-2013" ernannt wurden. Die Schulen verpflichten sich, im Jahr 2012 insgesamt 1500 Maßnahmen zum Klimaschutz vorzunehmen und 2500 Tonnen Kohlenstoffdioxid einzusparen. Zudem werden vermehrt Klimathemen besprochen.