Ein Gedanke von Tino Lange

Soul, Jazz, Rock, Pop - ich liebe das Zeug. Aber wenn die Party-Nacht zusammen mit dem Biervorrat zur Neige geht, dann neige ich auch gern zu Shantys oder Arbeiterliedern. Oder zum Volkslied, "auch wenn es das nicht mehr gibt", wie die tolle Schweizer Pop-Chanteuse Sophie Hunger singt. Schließlich ist unser kulturelles Liedererbe, zu dem wir einst um die Dorflinden tanzten, seit dem Beginn der Industrialisierung immer mehr in Vergessenheit geraten.

Der ebenfalls industrialisierte volkstümliche Schlager, von fantasielosen Musikproduzenten im Gießkannenprinzip auf seinen auswechselbaren Interpreten verteilt, hat jedenfalls ganz sicher nichts mit Volksliedern zu tun. Eher mit Psychedelic Rock, wenn man sich die farbenfrohen Kulissen der entsprechenden TV-Sendungen anschaut. Das Stechapfelfest der Überraschungen.

Und doch lebt das Volkslied. Denn gestern stellte das Braunschweiger Jazz-Hip-Hop-Kollektiv Jazzkantine seine Version von "Im Frühtau zu Berge vor" - als Vorgeschmack auf das am 23. März erscheinende Album "Jazzkantine spielt Volkslieder". Mit dabei: "Wenn ich ein Vöglein wär", "Kein schöner Land" oder "Am Brunnen vor dem Tore". Die Deutschen haben ihre Volkslieder also doch nicht vergessen, auch wenn sie jetzt nach Soul, Jazz, Rock und Pop klingen. Kein Grund, das Zeug nicht zu lieben, denn wie heißt unser wahrhaftigstes Volkslied? "Die Gedanken sind frei".