Ein Geständnis von Holger True

Ich habe es versucht. Wirklich. Ich wollte mich bei ihm wohlfühlen, mich von Ingo Zamperoni, dem aktuellen "Tagesthemen"-Ersatzmann, vom späten Abend in die frühe Nacht geleiten lassen. Um schließlich sorgenfrei einzuschlafen. Auch wenn Wahlen gefälscht und Meineide geschworen werden, auch wenn Öltanker auf Grund laufen und der DAX abwärtstrudelt. Doch es führt kein Weg an der simplen Wahrheit vorbei: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, das sich mit Veränderungen schwertut. Zumindest wenn es um die "Tagesthemen", diesen Stützpfeiler des Fernsehabends, geht.

Über die Jahre sind mir Tom Buhrow und Caren Miosga zu gefühlten Schutzheiligen geworden. Solange die beiden verlässlich ab 22.15 Uhr zu Kurznachrichten, Biathlon-Ergebnissen oder Wetterkarte überleiteten, konnte die Welt nicht komplett den Bach hinuntergegangen sein. Zumal sie stets "letzte Meldungen gegen 0 Uhr mit Ingo Zamperoni" ankündigten. Das hieß ja zweifellos: Bis Mitternacht dreht sich die Welt noch. Mindestens. Ich konnte also beruhigt ins Bett. Doch nun ist das, was einst nur Name war, zu einem Gesicht geworden. Zu einem zu jungen Gesicht, findet der Anchorman-Traditionalist in mir. Zu einem, an das ich mich auch nach mehr als einer Woche nicht gewöhnt habe. Und das jetzt übrigens um 0 Uhr fehlt. Muss ich mir Sorgen machen? Ich hoffe nicht.