Ein Kommentar von Tom R. Schulz

Timing ist in der Musik (fast) alles. Das gilt auch für Aufführungstermine. Dass die Staatsoper einen "Ring"-Zyklus ausgerechnet jetzt, in den Hamburger Frühjahrsferien, über die Bretter rollen lässt, wo die am ehesten dafür infrage kommende einheimische Klientel lieber in St. Anton oder St. Moritz über die Pisten wedelt und niemand sonst in der Republik Ferien hat, ist entweder heldenkühn oder purer Leichtsinn. "Rheingold" war nicht ausverkauft, die vorzügliche "Walküre" am Sonntag erschreckend schlecht besucht. Dass der "Siegfried" morgen, an einem Werktag, bereits um 16 Uhr beginnt, grenzt im Hinblick auf nicht urlaubende Hamburger Wagner-Fans an Spielplan-Harakiri.

Warum aber rührt dann die Hamburg Tourismus GmbH nicht um so lauter die Werbetrommel, um all die Wagnerianer von fern auf das Ereignis aufmerksam zu machen? Zum letzten zyklischen "Ring" vor einem Jahr sollen allein 200 Australier in Hamburg eingefallen sein. Die ließen an zehn Tagen ordentlich Geld für Schlafen, Essen und Trinken in der Stadt. Den touristischen Stadtvermarktern, dauerverknallt in die Musical-Hochburg Hamburg, scheint das schnurz. Auf ihrer Homepage empfehlen sie in der Rubrik "Klassik" allen Ernstes die Theaternacht, das Ballett "Matthäuspassion", Georgette Dee und The 12 Tenors. Nur die "Ostertöne" stehen dort richtig. Wer so sträflich das Licht der Musikstadt Hamburg unter den Scheffel stellt, verdient mit selbigem leichte Schläge auf den Hinterkopf.