Ein echter Herrensalon ist das Whistler am Johanniswall. Das Friseurgeschäft läuft so gut, dass schon fünf weitere Filialen geplant sind

Altstadt. Man nehme einen Großbildschirm, auf dem Sport läuft, lässt eine hübsche junge Frau ein kühles Bier servieren - und schon ist Mann glücklich. Heiko Augustin und Detlef Hammer setzen genau darauf - mit einer Idee, die in Deutschland bisher ihresgleichen sucht. Unter dem Namen Whistler hat das Duo vor zweieinhalb Monaten am Johanniswall das "Friseurgeschäft, von dem Männer immer geträumt haben" eröffnet.

Es ist ein echter Herrensalon: An jedem der sechs Plätze ist ein eigener LCD-Bildschirm angebracht, im Eingangs- und Barbereich flimmert ununterbrochen Sportfernsehen auf einer Großbildleinwand. Auf den Tischen liegen "Playboy" und "Men's Health" statt "Gala" und "Bunte". Wände und Regale sind geschmückt mit Devotionalien aus verschiedenen Sportarten, der Teppich im Arbeitsbereich ist einem Fußballfeld nachempfunden. Die Friseurinnen, die sich "Whistler Girls" nennen, tragen in Anlehnung an den Firmennamen - whistle ist das englische Wort für pfeifen - eine figurbetonte Schiedsrichter-Uniform.

Heiko Augustin, 44, der als Investor verschiedene Projekte finanziert, hatte ursprünglich geplant, eine Lizenz der US-Kette Hooter's für Norddeutschland zu erwerben. In Amerika sind die Burger-Restaurants mit den leicht bekleideten Kellnerinnen Treffpunkt für Familien und vergnügungswillige Männer gleichermaßen. In Deutschland floppte das Konzept jedoch, gleichzeitig waren die Lizenzen so teuer, dass Augustin Abstand von seinem Plan nahm und stattdessen seinen Geschäftspartner um kreative Hilfe bat. Hammer, 41, ist Geschäftsführer der Veranstaltungsagentur HSE, die unter anderem das Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum ausrichtet. Gemeinsam beschloss das Duo, eine "Wellnessoase für Männer" aufzubauen.

"Friseurbesuche", sagt Detlef Hammer, "waren immer ein Horror für mich. Dieser Kittel, der nach billigem Haarspray riecht, und dann die abgeschnittenen Haare im Nacken, die den ganzen Tag kratzen. Furchtbar!" Augustin musste beim Friseur als Kind sogar stets ein Handtuch vor seine Augen halten, "weil ich panische Angst davor hatte, dass mir Haare in die Augen kommen". Mit diesen Sorgen, weiß Christina Stoll, sind die beiden nicht allein. "Es gibt viele Männer, die Friseure hassen, aber nicht zugeben würden, dass sie sich die Augenbrauen zupfen oder Maniküre mögen", sagt sie. Die 26-Jährige ist Geschäftsführerin und leitet das Team, das neben ihr noch zwei weitere Friseurinnen umfasst.

Das "Grooming", wie in den USA die Schönheitspflege genannt wird, sei bei Männern ein Markt mit Riesenpotenzial, der in Deutschland gerade erst entdeckt werde. In jedem der vier Haarschneide-Programme ist deshalb im Whistler eine Kopf- und Handmassage enthalten, die allerdings auch einzeln buchbar ist. "Wir wollen, dass Männer, die zu uns kommen, das Gefühl haben, sich eine Stunde völlig entspannen und trotzdem einen Pflichttermin erledigen zu können", sagt Hammer.

Beim Einstellungstest der Friseurinnen wurde neben der fachlichen Qualifikation und dem äußeren Erscheinungsbild auch darauf geachtet, "dass die Damen schon wissen, wie viele Spieler eine Fußballmannschaft hat."

Bislang haben Hammer und Augustin ihr neues Geschäft lediglich über Facebook beworben, 400 Freunde zählt ihre Seite dort bereits. Da die Testphase in dem 270 m² großen Laden am Johanniswall schon so erfolgreich läuft, sind weitere Salons in Planung. Eimsbüttel und Barmbek sind als Standorte im Visier, mindestens fünf Whistler-Läden sollen es in Hamburg werden, bevor die Idee bundesweit im Franchise-System umgesetzt wird.

Und auch Frauen müssen nicht draußen bleiben: Einmal im Monat ist ein "Sex and the City"-Abend geplant - mit Prosecco statt Bier.