Die Russen fragen sich, wo Wladimir Putin seine Frau Ludmilla Putina gelassen hat. Ist sie ins Kloster gegangen? Sind sie geschieden?

Das Stück heißt "BerlusPutin" und ist zurzeit der Renner in der Moskauer Theaterszene. Weil der Andrang so groß ist, spielt das Kellertheater die Farce an einigen Abenden gleich zweimal hintereinander. Übrigens auch am Montag, dem Tag nach der Wahl.

Der Plot ist simpel. Wladimir Putin wird nach einem Doppelattentat eine Hirnhälfte seines Freundes Silvio Berlusconi transplantiert. Das führt zu ein paar hübschen mimischen Einlagen, aber auch zu einigen Fragen nach dem, was in Putins kaputter Hirnhälfte gelagert war. Seine Frau soll's ihm sagen, aber die will ganz andere Sachen loswerden. "Du hast mich immer mies behandelt", beschwert sich Ludmilla, "du hast mich 20 Jahre lang so was von mies behandelt!"

Diese Szene findet beim Publikum besonders großen Anklang. Kein Wunder. Seit Monaten schießen in Moskau die Spekulationen ins Kraut, wo Frau Putina abgeblieben sein könnte. Die einen wollen sie beim Wasserbobfahren am Schwarzen Meer gesehen haben, andere vermuten sie bereits in einem Kloster. Fest steht, dass man sie vor einem Jahr zum letzten Mal öffentlich gesehen hat. Genau gesagt am 27. Februar 2011, an dem sie - gemeinsam mit ihrem Mann - dem russisch-orthodoxen Patriarchen zum Namenstag gratulierte.

Aber was heißt schon "mit ihrem Mann"! Viele Russen sind ja davon überzeugt, dass die beiden längst geschieden sind, weil Putin drauf und dran gewesen sei, die schöne Turnerin Alina Kabajewa zu heiraten. Aus dem Kreml kommen dazu nur dürre Dementis. An den Gerüchten sei nichts dran, heißt es aus der Machtzentrale. Beweis: Putin trage seinen Ehering. Trotzdem blüht zwischen Moskau und Petropawlowsk der Tratsch. Notgedrungen. Denn nichts Genaues erfährt der Russe ja nicht. Die Medien lassen lieber die Finger von dem heiklen Thema, wohl wissend, dass der mächtigste Mann im Land keinen Spaß versteht.

Andererseits ist es in dessen Reich ja auch nie wirklich üblich gewesen, eine First Lady vorzuzeigen. Das haben jenseits des Eisernen Vorhangs erst die Gorbatschows eingeführt. Oder könnte jemand von uns sagen, wie Frau Breschnew ausgesehen hat? Eben. Und tatsächlich sind die Gorbatschows mit ihrem Paarlaufen ja auch nur im Westen gut angekommen. Zu Hause nicht. "Die Russen mögen keine Politikergattinnen, die sich in den Vordergrund spielen", dekretierte schon 2009 der Chefredakteur der Frauenzeitschrift "Tajny Swesd". Gorbatschow sei beim Volk "auch wegen seiner vorlauten Raissa" so unbeliebt gewesen.

"Vorlaut"! Im Osten, möchte man mal sagen, traut man sich noch was. Würde es im Westen irgendjemand wagen, Michelle Obama, Carla Bruni-Sarkozy oder Samantha Cameron als vorlaut zu bezeichnen? Unvorstellbar. Obwohl man hierzulande ab und zu schon Damen erlebt hat, die ihre Grenzen überschritten haben. Zum Beispiel Stephanie zu Guttenberg, von der folgende Geschichte überliefert ist: Bei Guttenbergs klingelt das Telefon. Sie geht ran. Jemand möchte, dass der Minister am Tag X an der Veranstaltung Y teilnimmt. Sie sagt: "Das geht nicht, an dem Tag hat mein Mann schon einen anderen Termin. Aber ich kann kommen. Einer muss es ja machen!"

Doch zurück zu Ludmilla (54) und Wladimir (59). Um deren Ehe, wenn sie denn tatsächlich nicht geschieden ist, steht es ganz offenkundig nicht zum Besten. Er soll schon mehrere Affären mit Frauen gehabt haben, die so alt waren wie seine Töchter Maria oder Jekaterina. Sie, die ehemalige Aeroflot-Stewardess und spätere Deutschlehrerin, hat sich irgendwann mit der Bemerkung revanchiert, Wladimir sei ihr bei der ersten Begegnung doch recht "unscheinbar und schlecht angezogen" vorgekommen ...

Kein Wunder, dass sich die Moskauer um Karten für "BerlusPutin" reißen. Der Chef des Off-Theaters hat gerade angekündigt, dass er das Stück im Programm halten will, "solange Putin an der Macht ist". Das kann dauern. Alle Welt geht ja nicht nur davon aus, dass Putin am Sonntag gewählt wird - der Mann hat darüber hinaus ja auch erklärt, dass er 2018 selbstverständlich weitermachen will.