Fast 4000 Erkrankte: Wie ein mutierter EHEC-Keim im Jahr 2011 eine Seuche auslöste
Die gefährliche Form von EHEC ist zurück: Diese Gewissheit hatten Hamburger Ärzte am 11. Februar, als sie bei der sechsjährigen Sophie aus Blankenese den Darm-Keim nachwiesen und feststellten, dass sie am hämolytisch-urämischem Syndrom (HUS) litt. Sie starb am 19. Februar an Nierenversagen. Seither sind vier weitere EHEC-Fälle bekannt geworden - bei einem dreijährigen Kind, einem elfjährigen Schüler, einer 68-Jährigen sowie einer 88-Jährigen. Allerdings sind sie nicht am lebensgefährlichen HU-Syndrom erkrankt - anders als viele EHEC-Patienten im Mai 2011, als die Seuche Norddeutschland erfasste. Eine Chronologie:
19. Mai 2011: Dem Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin wird eine Häufung von EHEC-Erkrankungen mit HUS in Hamburg gemeldet.
21. und 22. Mai: Experten des Instituts befragen 60 EHEC-Patienten.
25. Mai: Das RKI warnt vor Tomaten, Gurken und Salat. Der Erregertyp O104:H4 wird identifiziert.
26. Mai: EHEC-Keime werden auf Gurken aus Spanien gefunden.
27. Mai: Der Antikörper Eculizumab wird gegen HUS eingesetzt.
30. Mai: Ein Schnelltest zum Nachweis von EHEC wird freigegeben.
31. Mai: Die im Verdacht stehenden spanischen Gurken sind nicht mit Typ O104:H4 kontaminiert. Inzwischen sind die ersten Patienten an den Folgen der EHEC-Infektionen gestorben.
2. Juni: Das Genom des Erregers wird entschlüsselt.
5. Juni: Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann verdächtigt Sprossen aus Bienenbüttel.
6. Juni: Die EU-Agrarminister beschließen, Landwirte für ihre Verkaufsausfälle mit 150 Mio. Euro zu entschädigen.
7. Juni: Der erste Befund der Bio-Sprossen aus Bienenbüttel ist negativ, doch am 10. Juni werden Keime gefunden.
14. Juni: Die Entschädigungszahlungen werden auf 210 Millionen Euro erhöht.
17. Juni: Ein EHEC-Keim wird in einem Bach bei Frankfurt/Main gefunden.
30. Juni: EU-Behörden verdächtigen Bockshornkleesamen aus Ägypten.
5. Juli: Die Bockshornkleesamen werden als wahrscheinlichster Auslöser der EHEC-Epidemie benannt.
Im Jahr 2011 erkrankten bundesweit insgesamt 3845 Menschen an EHEC, 855 davon litten am HU-Syndrom, 53 Menschen starben infolge der Erkrankung.
Jahr für Jahr erkranken bundesweit etwa 1000 Menschen an EHEC.
(nib)