Im März vor 60 Jahren startete das Abendblatt zum ersten Mal seine Aktion “Frühlingsgruß“ - jetzt wird sie wiederholt

Hamburg. "Vielleicht meinen manche von Ihnen, es gäbe für eine große Zeitung viel wichtigere Dinge als Frühling. Politik ist wichtig. Wirtschaft ist wichtig. [...] Aber wir finden, dass es ebenso wichtig ist, wenn der erwachende Frühling wieder ein wenig Sehnsucht und Optimismus in die Herzen zaubert."

Diese nahezu poetischen Zeilen stammen aus einem Artikel des Hamburger Abendblatts vom 20. März 1952. Genau an diesem Tag fand zum ersten Mal die Aktion "Frühlingsgruß" statt: Das Abendblatt verteilte in der Stadt Tausende kleine Blumensträuße an die Hamburgerinnen. Und da dies eine der beliebtesten Aktionen dieser Zeitung war, soll es auch in diesem März - 60 Jahre nach dem ersten Frühlingsgruß - eine ähnliche Aktion geben, um Sonne, blühende Vorgärten und optimistische Gedanken zu begrüßen.

1952 waren die Temperaturen nicht gerade frühlingshaft, der hamburgtypische Wind pfiff durch die Straßen und die Menschen hetzten zur Arbeit. Gerade hatte die Stadt die schlimmsten Nachwehen des Zweiten Weltkriegs überstanden und das berühmte Wirtschaftswunder kam in die Gänge. Wer dachte da schon an Blumen?

Das Hamburger Abendblatt. Und deshalb standen am Dammtor, am Hauptbahnhof, in Altona und am Rathausmarkt ab 7.30 Uhr Studenten der Universität Hamburg und verteilten Anstecksträußchen. Die aus den Vierlanden stammenden Veilchen, Stiefmütterchen und Bellis-Gänseblümchen (in Hamburg: Marmelblume) waren morgens früh um fünf in Hamburg angekommen und schmückten wenige Stunden Frauen überall in der Stadt. "Die Frühlingsblumen taten das Schönste, was ihnen zu tun bestimmt ist: Frauen zu schmücken", stand im Abendblatt. Die Gebinde waren mit einem kleinen grünen Herz versehen, auf dem ein Frühlingsgruß stand. Schon wenige Stunden später erreichten die ersten Anrufe die Redaktion, gefolgt von Leserbriefen. "Ich bin begeistert von Deiner Tat und vergesse heute meine Sorgen", schrieb etwa Liddy Neubert dem Abendblatt. Ein Hamburger schlug gar vor, beim nächsten Mal auch etwas an die Herren zu verschenken, "Zigarren zum Beispiel".

Nach diesem Erfolg wurde die Aktion in den kommenden Jahren wiederholt. Eine Stadt und ihre Zeitung begrüßen den Frühling: Sogar der Verlagschef und Abendblatt-Gründer Axel Springer, der in diesem Jahr 100. Geburtstag feiern würde, verteilte höchstpersönlich Blumen. Seit 1953 wurden die Sträußchen zudem in den Außenbezirken verteilt, damit auch Hausfrauen, die nicht in der Innenstadt arbeiteten, ihren Gruß erhielten. Ab 1954 mussten wegen der großen Nachfrage Blumen von der Riviera zugekauft werden. 1955 lief die Aktion zum letzten Mal.

Bis jetzt. Denn im Rahmen der "Lieblingsaktionen" wird auch der Frühlingsgruß neu aufgelegt. Wie und wo, das soll noch nicht verraten werden. Der 20. März, als astronomischer Frühlingsanfang, bietet sich wieder an. Bis dahin lohnt es sich, bei der Abendblatt-Lektüre nach weiteren Informationen Ausschau zu halten.