Für Abbruch des Gebäudes im Bernhard-Nocht-Quartier gab es keine Genehmigung

St. Pauli. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt nach dem Abriss eines denkmalgeschützten Hauses an der Bernhard-Nocht-Straße gegen die Verantwortlichen. "Das Ermittlungsverfahren wurde eröffnet", sagte Wilhelm Möllers, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Wer die Verantwortlichen sind, werde noch festgestellt.

Schon am vergangenen Freitag hatten eine Staatsanwältin, ein Gutachter, ein Statiker und ein Mitarbeiter der Kulturbehörde die Baustelle besichtigt. "Es geht dabei um zwei Fragen. Erstens: War das Gebäude ausreichend abgestützt? Zweitens: War der Abriss erforderlich?", sagte Oberstaatsanwalt Möllers. Ermittelt wird wegen Baugefährdung - die maximale Freiheitsstrafe liegt bei fünf Jahren.

An der Bernhard-Nocht-Straße 85/87 war am 17. Februar bei Bauarbeiten zuerst die Brandmauer eines mehr als 100 Jahre alten Hauses plötzlich eingestürzt. Wenige Stunden später hatten dann Bagger begonnen, das Gebäude einzureißen.

Die Arbeiten wurden gestoppt, nachdem eine Mitarbeiterin des Denkmalschutzamts vor Ort erschien und Anwohner die Polizei benachrichtigten. Doch bei den folgenden Untersuchungen wurde festgestellt, dass vom Haus schon zu viel weggerissen worden war, sodass der Rest dann komplett abgerissen werden musste. Das Denkmalschutzamt erstattete daraufhin Strafanzeige wegen Baugefährdung gegen die Grundstücksgesellschaft Bernhard-Nocht-Straße/Köhler & von Bargen, die Firma Ewert GmbH und den Tragwerksplaner Dr. Joachim Baseler.

Die Vorwürfe, man habe das Haus absichtlich einstürzen lassen, wies der Investor zurück. Die Immobilienfirma Köhler & von Bargen investiert 20 Millionen Euro in das umstrittene Bernhard-Nocht-Quartier (BNQ) mit 13 Neubauten und Altbausanierungen.

Unterdessen hat der Hamburger Senat eine Kleine Anfrage des GAL-Abgeordneten Farid Müller beantwortet und festgestellt, dass es am besagten Freitagabend keine Abrissgenehmigung für das teileingestürzte Haus gegeben hat. "Der Abrissversuch war illegal", sagt Farid Müller, "und hat dazu geführt, dass das Haus nicht mehr zu retten war."