In Hamburg einmalige Befragung soll Politikern Aufschluss geben

Volksdorf. Seit Jahren erregt eine Einbahnstraße vor der U-Bahn-Station Volksdorf die Gemüter der Bürger. Weil sich die Politiker nicht auf die künftige Nutzung einigen können, kommt es zu einer in Hamburg einmaligen Volksbefragung: Einbahnstraße öffnen oder nicht? Darüber sollen die knapp 20 000 Einwohner von Volksdorf in einer sogenannten konsultativen Befragung entscheiden.

Auf einer Sondersitzung des Regionallausschusses Walddörfer wollen sich Gegner und Befürworter heute treffen, um die vorliegenden Konzepte zu diskutieren. "Ich hoffe, dass wir noch einen Konsens herstellen können", sagt Anja Quast (SPD), Fraktionsvorsitzende in der Bezirksversammlung Wandsbek und Vorstand des SPD-Distrikts Volksdorf.

Derzeit ist es Autofahrern nicht möglich, vom Kreisverkehr an der Farmsener Landstraße in Richtung Innenstadt abzubiegen. Alle Autofahrer, die aus dem nordwestlichen Stadtgebiet ins Zentrum steuern, müssen einen Umweg fahren.

Die Grünen sind im Gegensatz zum Koalitionspartner SPD gegen eine Öffnung. "Es gibt keine belegbaren Fakten, dass sich die Situation verbessern würde", sagt GAL-Fraktionsvorsitzende Susanne Zechendorf. "Wir können doch nicht für gefühlte Temperaturen so viel Geld ausgeben." Ein Argument, das SPD-Politikerin Anja Quast nicht widerlegen kann. "Sollen wir auch noch ein teures Gutachten beauftragen? Die Argumente für die Öffnung liegen doch auf der Hand", so Quast.

Neben der GAL kämpft eine kleine Gruppe von Volksdorfern seit Langem gegen die Pläne der SPD. Die IAO, eine "Initiative zur Aufwertung des Ortskerns" von Volksdorf, will die Einbahnstraße unbedingt erhalten. "Der Bereich vor der U-Bahn ist ein Nadelöhr, das nicht zusätzlich belastet werden darf", sagt Mitglied Wulf Denecke. Anderer Meinung ist Ulrich Lopatta. Der Vorsitzende des Walddörfer Sportvereins beklagt die zunehmende Verkehrsbelastung vor seinem Vereinsgelände an der Halenreie. Ursache sei der ständige Stau aufgrund der Sackgasse für die Autofahrer, die vom Kreisverkehr nicht in den Ortskern abbiegen dürfen. "Wir haben hier vermutlich den einzigen Kreisel Deutschlands, der in einer Sackgasse endet", sagt Lopatta.

Dass sich die beiden Lager heute Abend einigen, ist nahezu ausgeschlossen. "Beide Parteien glauben, dass sie für die Mehrheit der Volksdorfer sprechen", sagt Quast. Also muss eine Befragung her. Quast verspricht: "Wenn sich eine Mehrheit findet, werden wir dementsprechend handeln."