Erneut belastet der Arbeitskampf einer sehr kleinen Berufsgruppe den Ablauf des Verkehrs in ganz Deutschland. Immer wieder trieben in den vergangenen Jahren die Lokführer ihre Streikmacht auf die Spitze, zuletzt 2011 besonders intensiv in Norddeutschland. Vor nicht allzu langer Zeit kämpften auch die Fluglotsen um Verbesserungen ihrer Vergütungen. Es ging um Erhöhungen, von denen andere Arbeitnehmer nur träumen können, selbst dann, wenn sie, wie die Luftraumaufseher, ebenfalls Verantwortung für Menschenleben tragen.

Nun legt das sogenannte Vorfeldpersonal am größten deutschen Flughafen Frankfurt innerhalb weniger Tage erneut die Arbeit nieder. Bei kaum einem Arbeitskampf wurde in den vergangenen Jahren so deutlich, wie man die Verhältnismäßigkeit der Mittel außer Kraft setzen kann: Gerade mal rund 200 Beschäftigte werden bis Donnerstag erneut dafür sorgen, dass Hunderte Flüge von und nach Frankfurt gestrichen werden müssen, auch Verbindungen mit Hamburg.

Der Arbeitskampf zwischen der Zwergorganisation Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) und dem Flughafenbetreiber Fraport weist noch andere Besonderheiten auf: Arbeitsdirektor von Fraport ist Herbert Mai, der frühere Chef der mächtigen Gewerkschaft ÖTV, Vorläufer der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. Ihm darf man Verständnis für die Positionen von Arbeitnehmern attestieren - doch dessen Ausmaß scheint der GdF nicht zu genügen. Ver.di wiederum warnt Fraport davor, mit der GdF einen zu hohen Abschluss zu vereinbaren und so das Tarifgefüge zu zerreißen. Auch das spricht dafür, dass die Streikenden das Augenmaß verloren haben.