Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner

Zum zweiten Mal in Folge wird im Hamburger Amateurfußball ausschließlich auf Kunstrasen gekickt. Rasen- und Grandplätze wurden vom Verband gesperrt. Es gibt gute Gründe, in der Freigabe der Kunstrasenplätze eine Wettbewerbsverzerrung zu sehen. Nicht wenige Vereine, die nur auf Grand oder Rasen trainieren, konnten 2012 noch nicht einmal mit dem Ball arbeiten, weil ihre Plätze wegen des nassen und harten Winters gesperrt sind. Mannschaften dieser Klubs nun bei Teams antreten zu lassen, die schon mehrere Wochen auf Kunstrasen trainieren können, hat mit fairem Wettbewerb nicht viel zu tun.

Nun könnte man sagen, dass die betroffenen Vereine selbst schuld sind, wenn sie es bislang nicht geschafft haben, sich einen Kunstrasen zuzulegen. Diese Argumentation verkennt jedoch, dass - bis auf ganz wenige Großklubs - jeder Verein bei der Anlage eines etwa 400 000 Euro teuren Kunstrasenplatzes auf die Unterstützung seines Bezirks angewiesen ist.

Hier gibt es ein seltsames Ost-West-Gefälle: Während die Bezirke Wandsbek und Mitte vergleichsweise reich mit Kunstrasenplätzen gesegnet sind, wurde in Altona in dieser Saison an der Blankeneser Simrockstraße erst die insgesamt zweite Kunstrasenanlage des Bezirks eingeweiht. Welche Gründe es für diese ungleiche Verteilung gibt, ist rätselhaft. Sie führt dazu, dass bei der derzeitigen Ansetzungspraxis auch die geografische Lage eines Vereines über dessen sportlichen Erfolg entscheidet.

Kai-Hinrich Renner ist Abendblatt-Redakteur und Pressesprecher des Landesligisten FC Teutonia 05