Eine Glosse von Stefan Reckziegel

Statt Kalauer und flacher Witze in der "Bütt" feiern Mainzer und ihre Gäste im Theater Unterhaus am Sonntag das 40. Jubiläum des Deutschen Kleinkunstpreises. Am Tag der Oscar-Verleihung! Der Kleinkunstpreis und der seit 1991 in Nürnberg verliehene Deutsche Kabarettpreis sind nur die Spitze des hiesigen Satirewerks. Jede noch so kleine Gemeinde schmückt sich mit einem Kleinkunstpreis - sei der Name noch so bekloppt. "Reif und Bekloppt" heißt übrigens der Sonderpreis beim Bonner Prix Pantheon.

Preise wie die "Tuttlinger Krähe" und "St. Ingberter Pfanne" gelten längst als Auszeichnung. Bei der "Böblinger Mechthild" und der "Melsunger Scharfen Barte" kommen einem Zweifel. Und wenn ein Kabarettist wie der jüngst in der Stadt gastierende Thomas Schreckenberger noch den "Wertheimer Affen" gewonnen hat, darf man sich fragen, ob er sich nicht zu eben jenem machen musste. Dazu kommt der neueste Schrei, der "Herborner Schlumpeweck"! Heiliger Hesse.

Und Hamburg? Hat zwar seit 2003 den größten deutschen Kleinkunstwettbewerb mit alljährlich 20 Teilnehmern, doch der heißt - gaaanz nüchtern - Hamburger Comedy-Pokal. Hätte er nicht besser "Michel-Angelo" (speziell für Künstler mit südeuropäischem Migrationshintergrund), "Elb-Aal" oder - als Zeichen der Gleichberechtigung - "Klein-Erna-geht-mir-auf-den-Sack-Pott" heißen müssen ...? In Mainz, ach was, im Rest der ganzen Republik würden sie aufhorchen.