Ein Kommentar von Tino Lange

Stefan Raabs Castingshows waren mal anders als andere Formate: musikalisch und kommerziell nachhaltig, fair in der Beurteilung, unterhaltsam für den Zuschauer. Aber auch wenn Raab nur noch Produzent und Gastjuror von "Unser Star für Baku" war, dürften die Quoten der finalen Folge am Donnerstag für das ehrgeizige TV-Alphatier ein heftiger Schlag gewesen sein: Nur 2,19 Millionen ARD-Zuschauer sahen, wie Roman Lob und der Song "Standing Still" den Sieg einheimsten. "Unser Star für Oslo" hatte 2010 im Vergleich dazu mit 4,55 Millionen Zuschauern doppelt so viel Zuspruch. Frei nach Jurypräsident Thomas D: Gänsehaut war gestern.

So wie Raab einst den "Eurovision Song Contest" entsiegelte, so ist der Triumphator von Oslo nun selber zum grauen Wolf geworden, auch bei seinem einst innovativen "Bundesvision Song Contest" versprühte er zuletzt sichtbar wenig Biss und Lust.

Besonders auffällig war die Tatsache, dass sein Haussender ProSieben mit "The Voice Of Germany" starke Konkurrenz in Stellung brachte: Fair wie Raabs Pop-Shows, aber mit neuen Ideen, mehr Stars, mehr Pomp, mehr Talent. Die von Raab kurz vor der Baku-Show hervorgezauberte "Blitztabelle" erwies sich als schnell verhalltes Donnerblech. Zu wenig, um im sich immer stärker kannibalisierenden Castingwahn - auch die Quoten von "The Voice" bauten letztendlich ab - zu bestehen. So ist "Standing Still" tatsächlich der Song zum Stillstand.