Aber Deutschland muss auch die Rahmenbedingungen bei Elternzeit und Elterngeld verbessern. Eine Zwischenbilanz

Elternzeit und Elterngeld wurden vor fünf Jahren eingeführt. Auf Basis vorliegender Daten und gemessen an den gesetzten Zielen fällt eine erste Zwischenbilanz durchaus positiv aus. Die Regelung ist aber dennoch ausbaufähig.

Mit Elternzeit und Elterngeld werden verschiedene familienpolitische Ziele verfolgt. Zum einen soll das Elterngeld zur materiellen Stabilität der Familie auch in Zeiten beitragen, in denen sich Eltern selbst um die Betreuung ihrer Sprösslinge kümmern. Die Partnermonate in der Elternzeit sollen insbesondere Väter stimulieren, sich an der Familienarbeit zu beteiligen. Dies, um Müttern eine frühzeitige Rückkehr in den Beruf und eine dauerhafte Aufgabenteilung der Partner in Haushalt und Job zu ermöglichen. Eine solchermaßen bewirkte "moderne" Rollenverteilung könnte im besten Fall schließlich noch den Nebeneffekt haben, die Geburtenbereitschaft positiv zu beeinflussen, da Studien aus vergleichbaren Ländern zeigen, dass Mütter, deren Partner sich im Haushalt engagieren, eine höhere Geburtenbereitschaft für ein (weiteres) Kind aufweisen.

Inwiefern konnte das Elterngeld die in es gesetzten Erwartungen bisher erfüllen? Das Elterngeld weist eine hohe Akzeptanz und Wertschätzung auf: Laut Familienreport 2011 ist es 91 Prozent der Bevölkerung bekannt. Mit rund 98 Prozent nehmen es nahezu alle jungen Eltern in Anspruch. Der Anteil der Kinder, deren Väter Elterngeld bezogen haben, lag gemäß Elterngeldstatistik zuletzt bei 25,4 Prozent - ein Anstieg von 5,5 Prozentpunkten gegenüber dem ersten Halbjahr 2008. Weiterhin bewerten neun von zehn Familien das Elterngeld als wichtige Familienleistung. Zudem ist in Deutschland die Geburtenzahl je Frau zuletzt leicht gestiegen und liegt mit 1,39 Kindern auf dem höchsten Wert seit 1990.

Dies sind positive, aber vorsichtig zu interpretierende Entwicklungen. Zur Beurteilung des Geburteneffektes des Elterngeldes, dessen wissenschaftlicher Nachweis ohnehin schwer zu führen ist, wird in jedem Fall ein längerer Zeitraum benötigt, um Tempoeffekte von einer finalen Erhöhung der Kinderzahl pro Frau trennen zu können.

Unter den Elterngeldempfängern bezieht aktuell nur jeder vierte Vater das Elterngeld über die zwei Partnermonate hinaus, und nur 38 Prozent der Paare erhalten das Elterngeld zeitlich nacheinander. Das nachhaltige Aufbrechen tradierter Geschlechterrollen im Haushalt wird jedoch nur gelingen, wenn die von Vätern beantragten Zeiträume ausgedehnt werden und die parallele Inanspruchnahme mit der Mutter verringert wird. Nur dann, wenn Väter selbstbewusst und umfangreich von ihrem Recht auf Elternzeit Gebrauch machen, wird auch in den Betrieben das Signal gesetzt, dass betreuungsbedingte Ausfallrisiken fortan nicht mehr ausschließlich weiblich sind. Erst dann entsteht auch der nötige Handlungsdruck zur Flexibilisierung von Arbeitszeiten und -orten, der das Teilzeitthema aus der Frauenecke herausholt.

Eine neue Studie des HWWI zeigt, dass die Zeit, die Väter mit Kinderbetreuung und Hausarbeit verbringen, zwischen 1971 und 2005 im internationalen Trend kontinuierlich gestiegen ist. Nicht nur die Zeit in Minuten, sondern auch der Anteil der Väter, die überhaupt Zeit mit ihren Kindern verbrachten, nahm über die Zeit deutlich zu.

In skandinavischen Ländern, die Vätern vorbehaltene und mit hohem Lohnersatz ausgestattete Elternzeitmonate vor Jahren eingeführt haben, ist die Väter-Beteiligung an der Kinderbetreuung besonders hoch. Doch auch Deutschland schnitt hier unter den untersuchten acht Ländern bereits zur Jahrtausendwende - also sieben Jahre vor Einführung der Elternzeit - gut ab.

Es besteht daher Anlass zur Hoffnung, dass Elterngeld und Elternzeit diese positive Entwicklung in Deutschland weiter vorantreiben werden. Allerdings setzt dies voraus, dass die sonstigen Rahmenbedingungen stimmen: Die skandinavischen Länder haben neben den Geldleistungen für Familien auch den Betreuungsausbau hochgefahren. Nur wenn Deutschland auch in diesem Punkt nicht nachlässt, um die Anschlussbetreuung nach der Elternzeit zu gewährleisten und Eltern eine dauerhafte Vereinbarkeitsperspektive zu eröffnen, kann das Elterngeld seine Katalysatorwirkung weiter entfalten.