Eine Glosse von Peter Wenig

Wer fußballbegeisterte Kinder hat, lernt Wunschzettel zum Weihnachtsfest irgendwann fürchten. Ganz oben steht in aller Regel ein sündhaft teures Stück Stoff, drapiert mit Nummer und Vereinswappen. Für gewöhnlich weicht erst bei der Bescherung unser Zorn, dass wir wieder mal einen Wucherpreis für ein schnödes Trikot gezahlt haben, einem tiefen Glücksgefühl angesichts der unbändigen Freude der lieben Kleinen.

Wir Eltern können daher die Jagd der Leverkusener nach dem Dress von Lionel Messi durchaus nachvollziehen. Bereits in der Halbzeitpause, da stand es noch 0:1 im Champions-League-Duell zwischen Bayer und Barça, luchste Manuel Friedrich dem Weltstar in Diensten des FC Barcelona das Trikot ab. "Der hat es mir quasi geklaut", schimpfte Kollege Michal Kadlec. Dessen Engagement im Leverkusener Trikot-Kampf wurde erst nach dem Abpfiff (1:3) mit Messis Ersatzdress belohnt.

Für das Rückspiel sollte Messi sicherheitshalber einen Satz mit 30 Trikots einpacken, zum Stadion Nou Camp hat er es ja auch nicht so weit. Nur an den Stift zum Unterzeichnen muss Trainer Robin Dutt denken; Messi wird sich bestimmt zwischen zwei Zauberpässen die Zeit für eine kurze Signatur-Pause nehmen - sein persönlicher Bayer-Fanklub dürfte seine Kreise wie beim Hinspiel kaum stören. Sollte jemand aus dem Bayer-Tross wider Erwarten kein Interesse haben, bitte trotzdem mitnehmen und an die Abendblatt-Sportredaktion schicken. Ersatzweise nehmen wir auch einen Ballack-Dress. Wobei, den brauchen wir eigentlich dann doch nicht. Wir wollen ja frohe Gesichter bei der nächsten Bescherung.