Neustadt. Ein bizarrer Kriminalfall beschäftigt vom kommenden Montag an das Landgericht. Angeklagt ist Thomas F., 30, der versucht haben soll, eine 26 Jahre alte, israelische Gaststudentin zu entführen und sie in seiner Wohnung an der Wachtelstraße (Barmbek) gefangen zu halten. Die Staatsanwaltschaft legt ihm versuchte Geiselnahme, Verstöße gegen das Waffengesetz und Freiheitsberaubung zur Last.

Nach Angaben der Anklagebehörde hortete der Mann neben enormen Lebensmittelvorräten drei selbst gebaute Handgranaten, zwei Pistolen und einen Revolver in seiner Wohnung. Am 19. August soll er die israelische Studentin mit vorgehaltener Waffe in ihrem Studentenwohnheim bedroht und sie genötigt haben, ihn in seine "festungsähnliche" Hochparterre-Wohnung zu begleiten. Laut Staatsanwaltschaft wollte der Mann sich dort mit ihr über Wochen verbarrikadieren, um mit Gewalt eine Beziehung und "auf künstlichem oder natürlichem Wege" eine Schwangerschaft herbeizuführen. Die Polizei fand bei der Durchsuchung fruchtbarkeitssteigernde Medikamente, gynäkologische Instrumente sowie eine schalldicht umgebaute, gelbe Telefonzelle, die vermutlich als Gefängnis dienen sollte. Sein Opfer hatte Glück: Mit einem Sprung aus einem der mit Stacheldraht gesicherten Fenster gelang der 26-Jährigen die Flucht. Kurz darauf wurde Thomas F. verhaftet.

Ob und inwieweit er in seiner Schuld- und Steuerungsfähigkeit eingeschränkt war, soll ein psychiatrischer Gutachter im Verfahren klären. Gegenüber der Polizei habe Thomas F. eine teilgeständige Einlassung abgelegt und dabei zu seinem Motiv den "Wunsch nach einer Beziehung, Familie und Zuneigung" angegeben, so die Staatsanwaltschaft. Die junge Frau - auch Nebenklägerin in dem Verfahren - wird von Kachelmann-Anwalt Johann Schwenn vertreten.