Wer in den Medien Beachtung finden möchte, muss nur das Wort "Stromausfall" an der richtigen Stelle platzieren. In Deutschland, dem Land mit der sichersten Stromversorgung aller großen Industriestaaten, stoßen solche Warnungen stets auf große Resonanz - obwohl die meisten Deutschen, jedenfalls die jüngeren, vermutlich noch nie einen Stromausfall erlebt haben. Manch selbst ernannter Experte nahm voreilige Warnungen vor einem "Blackout" beschämt zurück, sobald die erhoffte öffentliche Angstreaktion eingetreten war.

In Deutschland hat es seit dem Beschluss zum Atomausstieg im vergangenen Jahr keinen ungewöhnlichen Stromausfall gegeben. Bereits in den Jahren zuvor waren eine Reihe von Reaktoren wie Brunsbüttel oder Krümmel wegen technischer Defekte vom Netz genommen worden. Es existiert genügend Kraftwerkskapazität, um eine sichere Versorgung zu gewährleisten. Deutschland ist ein Stromexportland - obwohl mittlerweile acht der 17 deutschen Atomreaktoren endgültig abgeschaltet sind.

Richtig ist allerdings, dass die Erneuerung der deutschen Stromnetze zu langsam vorankommt. Gegen die geplanten Trassenverläufe - etwa für die Anbindung der künftigen Offshore-Windparks in der Nordsee an das Inland - gibt es viel Widerstand von Bürgerinitiativen. Eine zügige Modernisierung der Netze ist aber unabdingbar dafür, dass die Stromversorgung in Deutschland künftig vor allem von erneuerbaren Energien getragen werden kann. Andernfalls müssen mehr alte Kohlekraftwerke angefahren werden, um die Leistung der Atomkraftwerke zu ersetzen. Das allerdings ist im ökologischen Sinne absurd.