Neustadt. Sechs Stunden war die junge Mutter im Kofferraum eines Taxis eingesperrt, sechs Stunden Todesangst. Die schwer traumatisierte Julia H., 32, traut sich seither nicht im Dunkeln aus dem Haus und schließt keine Türen ab, leidet unter Albträumen und Angstattacken. Gestern verkündete das Landgericht das Urteil: Entführer Ralph B., 57, muss wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung für drei Jahre und zehn Monate hinter Gitter.

Julia H. war im September an der Reeperbahn in sein Taxi gestiegen. Als der alkoholisierte Mann von der eigentlichen Route abwich, beschwerte sich die 32-Jährige. Ralph B. zog sie darauf aus dem Taxi, schlug ihr ins Gesicht, sperrte sie in den Kofferraum und fuhr zu seinem Wohnhaus in Hasloh (Kreis Pinneberg). Dort trank er weiter, kehrte aber mehrfach zum Taxi zurück und bedrohte sein Opfer mit den Worten "Du wirst hier sterben". Die verzweifelte Frau telefonierte mehrere Stunden mit der Polizei. Eine Funkortung ihres Handys führte jedoch nicht zum Erfolg. Erst gegen Mittag wurde die Schwägerin des Angeklagten auf Klopfgeräusche aufmerksam und alarmierte die Polizei.

Es handele sich um eine "unvorstellbare Tat mit schweren, dauerhaften gesundheitlichen Folgen für das Opfer", sagte die Vorsitzende Richterin. Der alkoholkranke, im Leben gescheiterte Mann hatte im Prozess die Entführung eingeräumt, blieb aber die Antwort auf die Frage nach einem Motiv schuldig. Nur wenige Stunden vor der Tat konnte eine 24-Jährige in einer ähnlichen Situation aus seinem Taxi flüchten.

Für den nicht vorbestraften Angeklagten spreche sein reuiges Geständnis, sagte die Richterin. Zu seinen Gunsten müsse das Gericht auch annehmen, dass er zumindest zeitweise so betrunken war, dass seine Steuerungsfähigkeit erheblich herabgesetzt war. Er habe zwar schwere Persönlichkeitsdefizite und ein negatives Frauenbild - Hinweise auf eine schwere Persönlichkeitsstörung gebe es indes nicht.