Bei den Lebenshaltungskosten gibt es in den Metropolen eklatante Preisunterschiede

Hamburg. Wohnen, essen gehen, parken - zum ersten Mal zeigt ein Praxistest, wie sich die Lebenshaltungskosten in Hamburg gegenüber anderen deutschen Metropolen entwickelt haben. In einer großen Erhebung des Abendblatts in Zusammenarbeit mit acht deutschen Tageszeitungen werden die Preise von 17 Dienstleistungen und Produkten in neun Städten miteinander verglichen. Das Ergebnis: Hamburg liegt mit seinem Preisniveau zwar im oberen Bereich, wird aber von München und teilweise auch von anderen Städten weit übertroffen.

So kostet ein Reifenwechsel in der weiß-blauen Metropole im Schnitt 54 Euro und in Hamburg 29,95 Euro. In einer mittleren Großstadt wie Koblenz ist man schon mit 15 Euro dabei. Auch bei den Mietpreisen gibt es große Unterschiede. Gefragt wurde nach den Kosten einer 60-Quadratmeter-Wohnung in mittlerer Lage. Wiederum liegt München mit 660 Euro vorn, auf dem zweiten Platz rangiert Stuttgart mit 600 Euro. Erst mit beträchtlichem Abstand folgen Hamburg und Berlin mit gut 500 Euro. Am billigsten wohnt man in Krefeld (Niederrhein) - hier ist die Wohnung schon für 340 Euro im Monat zu haben.

Auch wenn der Vergleich nicht repräsentativ ist, wirft er doch ein Schlaglicht auf die tatsächlichen Kosten im Alltag. Beispiel: das 0,3-Liter-Bier in der Eckkneipe in einer normalen Wohngegend. Besonders hoch schäumt der Preis wiederum in München auf: Hier kostet das Helle im Schnitt 3,20 Euro. In Berlin sind 2,10 Euro fällig, in Hamburg zwei Euro. Billiger trinkt man in Ostdeutschland - dort werden für das kleine Bier nur 1,50 Euro verlangt. Und so geht es weiter: Ein Platz im Parkhaus in Hauptbahnhofnähe kostet in München drei Euro pro Stunde, in Hamburg zwei und in Krefeld nur einen Euro. Und für ein halbes Wurstbrötchen beim Bäcker in der Hamburger City zahlt man 1,40 Euro, in Stuttgart 2,25 Euro und in München 2,15 Euro.

Wie kommt es zu solchen Unterschieden? Günter Hörmann, Chef der Hamburger Verbraucherzentrale, sieht als Grund vor allem die unterschiedliche Einkommenslage der Bürger, die sich auf Angebot und Nachfrage niederschlage. Oft gebe es aber auch Unkenntnis über den tatsächlichen Wert von Produkten. Die hohen Preise würden nur dann erzielt, "wenn es genügend Doofe gibt". Hörmann lobte ausdrücklich Preisvergleiche wie die Abendblatt-Erhebung: Dadurch werde mehr Transparenz hergestellt.

Scharfe Kritik übte die Verbraucherzentrale an den Hotelpreisen in Deutschland: Für ein Doppelzimmer im Drei-Sterne-Haus zahlt man zum Beispiel in Hamburg zu normalen Zeiten gut 80 Euro und zu Messezeiten bis zu 200 Euro. Hörmann: "Das grenzt an Wucher."