Eine Glosse von Iris Hellmuth

Warum lesen Menschen so gerne die Werbebeilagen von Tageszeitungen? Ich habe mich das lange gefragt, denn auch ich gehöre dieser Gruppe an, und mein zwischenzeitliches Fazit lautet: Das liegt an den Menschen, die darin vorkommen. Die schauen eben nicht wie Künstler, die gerade kein kostengünstiges Atelier in Szenelage finden, oder eine Mietergemeinschaft, der man ein Wohnhaus in ihren Hinterhof baut. Wer denkt sich denn in einer wachsenden Großstadt auch so etwas aus!

Nein, diese Menschen schauen fröhlich. Sie tragen faltenfreie T-Shirts, halten Basketbälle in den Händen und haben sich offenbar gerade spontan zum Körbewerfen verabredet. Die Frauen schauen oft wie Schauspielerinnen in Märchenfilmen, die sich auf der Flucht im dunklen Wald nach dem bösen Mann umschauen, der sie verfolgt. Ganz zauberhaft sieht das aus. Die Menschen in Baumarkt-Prospekten sind handwerklich sicher sehr begabt. In ihrer Freizeit unterhalten sie sich mit den Nachbarn über Laminat in Fliesen-Optik oder Fliesen mit Holzmaserung. Und je länger ich auf die Bilder schaue, desto größer wird mein Wunsch, an diesem ungezwungenen Miteinander ein bisschen teilzuhaben.

Das geht natürlich nicht, das ist mir auch klar. Und wie würde ich da auch wirken? Meine T-Shirts sind nie faltenfrei, in meiner Wohnung gibt es Holzdielen und ein Atelier in Szenelage suche ich auch.