Über Nacht schloss die Textilreinigung am Heußweg - und die Kunden kamen nicht an ihre Kleidung

Eimsbüttel. Die Lieblingshose ist frisch gereinigt und hängt zwischen Seidenblousons, Hochzeitskleidern und Karohemden auf der Kleiderstange der Textilreinigung. Dort wartet sie zwischen allerlei chemisch Gereinigtem und Aufgebügeltem darauf, dass ihr Besitzer sie auslöst. Das größte Hindernis, das zwischen dieser Lieblingshose und ihrem Träger liegt, ist ein vergessener Abholschein, dürfte man meinen. Doch weit gefehlt. Es geht durchaus kurioser, wie der Fall der "Prima Textilpflege" in Eimsbüttel beweist.

Es war Montag, der 16. Januar, als irritierte Kunden der Wäscherei am Heußweg vor verschlossenen Türen standen. Das Reinigungsgeschäft mit den Discountpreisen - ein Hemd wurde schon ab 99 Cent aufgebügelt - war anscheinend über Nacht aufgegeben worden. Hinter der großzügigen Fensterfront hingen prall gefüllte Stangen voller Kleidung. Nur rein kam keiner. Ob nun mit oder ohne Abholschein.

Der Laden war verwaist, und unter der Festnetznummer des Geschäfts war niemand zu erreichen. "Auch bei der angegebenen Handynummer meldete sich nur die Mailbox", erzählt eine Kundin, die vergebens versuchte, die Hose ihres Mannes abzuholen.

Schnell verbreitete sich die Nachricht über die überraschende Geschäftsaufgabe auch im Internet. Auf der Facebook-Seite von Eimsbüttel fragten ehemalige Kunden nach Rat: "Der Laden ist zu, kann mir jemand einen Tipp geben, wie ich nun an meine Klamotten komme? Bei der Handynummer läuft 'ne Mailbox ..."

Ein Zettel, der erst Tage später an der Ladentür ausgehängt wurde, verweist die Kunden nun zur Abholung ihrer Kleidung an die Kingsgard Reinigung in der Osterstraße 183. "Aufgrund der immensen Kleiderberge konnten wir zunächst nur einen Teil der noch auszuhändigenden Textilien übernehmen. Vielen Kunden konnten wir daher zunächst nicht weiterhelfen", sagt Ingrid Ritter, Mitarbeiterin der Kingsgard Reinigung. "Mittlerweile ist aber alles in unserem Lager und kann abgeholt werden."

Die Geschäftsaufgabe von "Prima Textilpflege" kam dagegen für den Betreiber alles andere als überraschend. Nach gerichtlichen Unterlagen, die dem Abendblatt vorliegen, erwirkte der Vermieter bereits im September 2011 beim Landgericht Hamburg einen sogenannten Räumungsvergleich. Hintergrund: Laut Auskunft des Hausbesitzers war die Reinigung jahrelang Wasserzahlungen schuldig geblieben. Fällig wurde dieser Räumungsvergleich nun zum 16. Januar um 14 Uhr. Der Tag, ab dem die Türen für die Kunden verschlossen blieben.