Hamburg. Das Jugendamt Hamburg-Mitte hat offensichtlich weit mehr Informationen über Missstände in der Pflegefamilie der vor knapp drei Wochen gestorbenen Chantal erhalten als bisher bekannt. Eine Lehrerin der Elbinselschule, die Chantals achtjährige Stiefschwester Ashley besuchte, habe schon seit April vergangenen Jahres mehrfach das Jugendamt eingeschaltet, bestätigte Schulbehörden-Sprecher Peter Albrecht einen Bericht von NDR 90,3. Sie habe auf "erhebliche Verwahrlosung, Desinteresse und einen sehr groben, lieblosen Umgang" mit dem Kind hingewiesen. Häufig hätten nach Darstellung der Lehrerin auch die Schulunterlagen gefehlt.

Ashley, das Enkelkind der Pflegeeltern, lebte ebenfalls in der Wilhelmsburger Vierzimmerwohnung an der Fährstraße, in der Chantal an einer Vergiftung mit Methadon starb. Die Pflegeeltern, die noch drei eigene Kinder haben, sind drogenabhängig und erhalten Methadon als Ersatzstoff. Im Bezirksamt Mitte wollte man sich gestern noch nicht zu den neuen Vorwürfen äußern. Sprecherin Sorina Weiland: "Wir nehmen Stellung, wenn alle Ermittlungsergebnisse vorliegen."

Heute um 18 Uhr treffen sich Anwohner zu einem Schweigemarsch für Chantal und die ebenfalls in Wilhelmsburg gestorbene Lara-Mia.