Ein Kommentar von Joachim Mischke

Die Euro-Stabilisierung schlingerte vor sich hin, in den USA fielen bei der Kür des republikanischen Kandidaten gegen Präsident Obama weitere Würfel. Und in der allergrößten Not hätte man auch einfach mal darüber nachdenken können, wie es weitergeht mit dem Aussitzer von Bellevue. Nur drei von etlichen Themenkomplexen, mit denen das öffentlich-rechtliche "heute-journal" am Dienstagabend angemessen hätte beginnen können.

Man entschied sich dagegen - und für die am selben Tag bekannt gewordene Alzheimer-Erkrankung des Fußballmanagers Rudi Assauer. Mehr noch: Neben dem langen, anrührenden Bericht und einem Ratgeber-Gespräch hatte Claus Kleber auch gleich zwei Programmhinweise in eigener Sache parat. Assauer sei am morgigen Freitag in der vormittäglichen Bügelbegleitsendung "Volle Kanne", die garantiert zu dieser Sendezeit noch nie von Kleber erwähnt wurde. Warum auch. Und am nächsten Dienstag folgt eine Langzeit-Reportage über Assauers Alzheimer im "37 Grad"-Format.

Menschlich gesehen ist all das verständlich, es ist tragisch und wichtig. Menschelnd und beklemmend boulevardesk wirkt es dennoch, wenn eine der zwei öffentlich-rechtlichen Nachrichten-Institutionen bei ihrer Programmgestaltung so tut, als sei sie etwas anderes als genau das. Mit Leid und Schicksal Quote machen wollen, das ist ein Balanceakt, bei dem man schnell ins Seichte abstürzen kann.