Ein Aufatmen von Verena Fischer-Zernin

Wer hat ihn noch nicht erlebt, den größten anzunehmenden Familienzwischenfall? Morgens um halb acht hallt ein spitzer Schrei durchs Haus: Der Garagenschlüssel ist nicht da. Der Tag bleibt abrupt stehen. Keiner verlässt das Haus, alle suchen. Die Mutter verdächtigt den Sohn und der die kleine Schwester. Tränen fließen, Türen knallen, der Vater malt die schaurigsten Folgekosten an die Wand, sprich Taschengeldentzug für die nächsten 25 Jahre, weil leider die gesamte Hightech-Schließanlage ausgewechselt werden müsse. Nachdem Schuhe ausgeleert, Kommoden abgerückt und Matratzen gewendet wurden, fällt der Blick zufällig aufs Schlüsselbrett - und da hängt er, in boshafter Harmlosigkeit. Vorwürfe und Verlegenheit allenthalben, zum Lachen hat keiner mehr die Kraft.

Aber, Familien dieser Welt, hier kommt die Generalabsolution: Das ehrwürdige Institut des Thomas Edison National Historical Parks in West Orange, New Jersey, ist auch nicht besser. Die Wissenschaftler haben es fertiggebracht, jahrzehntelang um ein Tondokument von welthistorischer Bedeutung herumzusuchen: Des alten Bismarcks Stimme lag, auf Wachsrolle konserviert, friedlich in einem Aktenschrank gleich neben dem Feldbett, auf dem der Erfinder Edison sein Mittagsschläfchen zu halten pflegte. Die Wachsrollen kannte man - bloß ihren Inhalt nicht.