Eine Beobachtung von Sven Stillich

Wäre das deutsche Fernsehen das amerikanische Fernsehen, würde es sich derzeit oftmals anhören wie eine Volière. Denn in den USA werden bestimmte vulgäre Wörter systematisch mit einem Piepston überdeckt. So zum Beispiel das Wort "fuck". Hierzulande geschieht das nicht, was dazu führt, dass derzeit so viel "fuck" gesagt werden darf wie nie zuvor. Die Karriere des Wortes maßgeblich befördert zu haben, kann Rea Garvey für sich in Anspruch nehmen, Juror bei der Castingshow "The Voice Of Germany". Der sagt nämlich kaum einen Satz, in dem das Wort nicht vorkommt, manchmal quetscht er es sogar in andere Worte hinein. "Un-fucking-fassbar", sagt er dann.

Garvey verwendet "fuck" nicht im sexuellen Kontext, sondern um eine Aussage zu steigern. Das hat er keineswegs erfunden, aber er hat im Fernsehen damit eine Lawine losgetreten: Erst haben die Kandidaten bei "The Voice" das übernommen, längst ist "fucking" im Dschungel angekommen. Wer weiß, wo es noch landen wird. "O nein!", werden jetzt viele rufen. "Bald sagen das auch unsere Kinder!" Keine Angst, die sagen das schon lange - und sogar auf Deutsch. Das muss man nicht toll finden - aber haben nicht viele, die das anprangern, früher gerne "geil" gesagt, eben weil ihre Eltern sich darüber aufgeregt haben?