Im Science Lab erkunden Kinder Alltagsphänomene – an zwölf Sonntagen widmen sie sich unter Anleitung verschiedenen Themengebieten.

Eimsbüttel. "Was meint ihr, wird dieser Löffel den Strom weiterleiten oder nicht?", fragt Carmen Gripp. Erwartungsvolle Kinderaugen schauen sie an. Oskar runzelt die Stirn. Conrad lässt schon eifrig seinen rechten Zeigefinger in die Luft schnellen. "Ist ja Metall, oder? Also ja", sagt er noch ein wenig unentschlossen. Jeden Sonntagvormittag trifft sich eine Gruppe von acht bis neun Kindern im Kinderhort St. Andreas an der Bogenstraße. Beim "Science Lab" erklärt Carmen Gripp Fünf- bis Siebenjährigen Alltagsphänomene. Also warum eine Batterie "den Geist aufgibt" und wieso die Glühbirne leuchtet, wenn wir den Schalter drücken.

An zwölf aufeinanderfolgenden Sonntagen werden verschiedene Themengebiete abgehandelt. Die Kursbuchung erfolgt in Viererschritten. Das heißt, die Eltern entscheiden nach einem Monat, ob ihr Kind den Kursus weiterbesuchen oder eine Pause machen möchte. "Manche haben gar nicht die Zeit, an zwölf Sonntagen in Folge hier zu sein. Indem wir den Kursus aufteilen, ist alles ein wenig flexibler", erklärt Gripp. Nach zwölf Wochen, also am Ende des gesamten Kursus, macht die Hobby-Kursleiterin einen Ausflug mit den Sprösslingen. Dann geht es zum Beispiel in das Wasserwerk, wo ein Angestellter erklärt, warum jeden Tag Wasser aus dem heimischen Duschkopf fließt. Fehlen darf auch die Kinderarena nicht. Hier zeigen die Nachwuchsforscher den Eltern ihre liebsten wissenschaftlichen Versuche.

Die Physikochemikerin Heike Schettler und die Diplomkauffrau Sonja Stuchtey gründeten das Science Lab vor zehn Jahren. Seit Anfang dieses Jahres ist es ein eingetragener Verein. Neben Carmen Gripp gibt es in der Hansestadt vier weitere Kursleiterinnen. Die fünf Frauen arbeiten nebenberuflich für das Science Lab. Weder eine pädagogische noch eine naturwissenschaftliche Ausbildung ist ein Muss, um einen der Kurse zu leiten. Didaktisches Talent aber, das ist natürlich unabdingbar.

Carmen Gripp arbeitet unter der Woche als Chemielaborantin am Institut für Hygiene und Umwelt. Das Science Lab ist "ein super Ausgleich zum Behördenalltag", findet sie. Andere Kollegen sind "im wahren Leben" Ingenieure oder Betriebswirte. Einmal im Jahr müssen die Kursleiter eine Fortbildung besuchen. Hier werden sie in wissenschaftliche Themen eingearbeitet und erlernen Unterrichtstechniken. "Wir wollen früh durch positive Impulse vermitteln, dass Naturwissenschaften nicht langweilig sind", sagt Gripp, die seit etwas mehr als zwei Jahren für das Science Lab arbeitet. Vielleicht könne man so die Kinder später in der Schule leichter für Biologie, Physik und Chemie begeistern.

Bei den Science-Lab-Kursen stehen laut Gripp die Fragen und die Interessen der Kinder im Vordergrund. "Die Kinder fragen nach und bestimmen so ein wenig die Richtung des Kursus", sagt Gripp. So erklärt sie zum Beispiel, wie sich ein Blinder von einem Hund lotsen lässt, wenn sie mit der Gruppe eigentlich über die Eigenschaften von Materialien reden möchte. Der Lernprozess soll spielerisch ablaufen. Deshalb verbindet sie zum Beispiel den Kindern die Augen und lässt sie anhand von Klängen Materialien erraten. "Warum ist das Glas und kein Holz?", fragt sie in die Runde. Anna-Maria überlegt kurz. "Weil es sich anders anhört. Dumpfer irgendwie", antwortet sie.

Als Nächstes werden die Kinder in Protonen- und Elektronen-Gruppen eingeteilt. Die Minus-Gruppe ist ständig in Bewegung, soll zur anderen Seite wechseln und wieder zurück. Es wird so erklärt, wie eine Batterie funktioniert, und vor allem, warum sie sich mit der Zeit entleert.