Eine Marathon-Meldung von Joachim Mischke

Im Klassik-Betrieb gibt es den Begriff des "Sandwich-Konzerts". Damit sind Programme gemeint, bei denen ein eher zähes Außenseiter-Stück, besonders gern aus der Kassengift-Abteilung "Zwölftönig oder zeitgenössisch", zwischen zwei saftige Repertoire-Leckerlis zum Wegnaschen gepackt wird. Da muss das Publikum durch, ist der grobpädagogische Gestus dieser Idee, aber es wird ja auch fürs Ausharren belohnt, kommt dann gern als Dramaturgen-Entschuldigung. Beliebtester Racheakt von vergrätzten Stammkunden im Parkett ist das gezielte Zurückhusten, immer mitten rein in empfindliche Stellen.

So gesehen servieren Generalmusikdirektor Georg Fritzsch und die Kieler Philharmoniker am 5. Februar zwischen 18 und 22 Uhr ihrer Kundschaft etwas ganz anderes: einen klassischen Fünffach-Whopper mit Extrakäse, gut durch und mit allem. Alle fünf Beethoven-Konzerte in einem Rutsch. Der Pianist, der sich und seinen Händen diesen Marathon in 15 Etappen antut, ist Gerhard Oppitz, also kein Neuling, der noch mit sportivem Dauerpianieren auf sich aufmerksam machen müsste. Wären die Sitze im Kieler Schloss weniger unbequem und die Saalakustik weniger lausig, könnte man sich ohne Wenn und Aber auf einen Ausnahme-Abend mit Wiener Klassik vom Feinsten freuen. So jedoch klingt ein Zitat von Beethoven wie eine vernünftige Entscheidungshilfe: "Der Mensch besitzt nichts Wertvolleres als seine Zeit."