Olaf Scholz erntet bei seinem ersten Hamburger Presseball als Bürgermeister viel Lob - besonders für seine Bemühungen um den Medienstandort

St. Georg. In den ersten Minuten auf dem Hamburger Presseball ist eines besonders wichtig: unbedingt aufpassen, den fein herausgeputzten Damen nicht auf den Saum ihrer Kleider zu treten. Das ist gar nicht so einfach. Denn im Foyer des Hotels Atlantic herrscht bei der Veranstaltung meist dichtes Gedränge - so auch am vergangenen Sonnabend. Nach und nach begrüßten die Gastgeber Karsten Lüchow (Stiftung der Hamburger Presse) und Jürgen Heuer (Landespressekonferenz Hamburg) die Gäste persönlich.

Mehr als 800 Menschen besuchten den 63. Hamburger Presseball. Unter den Gästen waren Politiker wie Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos), Altbürgermeister Henning Voscherau (SPD) und die FDP-Fraktionsvorsitzende Katja Suding. Auch Schauspielerin Rhea Harder, Hochbahn-Chef Günter Elste und Michel-Hauptpastor Alexander Röder standen auf der Gästeliste.

Natürlich kamen auch viele Medienmacher. Ihnen wird besonders das Grußwort des Ersten Bürgermeisters Olaf Scholz (SPD) gefallen haben. Er sagte: "Den Qualitätsjournalismus zu fördern und zu sichern ist eine wichtige Aufgabe für Unternehmen, Verbände, Politik und Gesellschaft. Der Hamburger Senat leistet seinen Beitrag dazu, indem er sich für optimale Rahmenbedingungen einsetzt und die Gesprächsbereitschaft aller Beteiligten fördert."

Seit fast einem Jahr regiert Scholz die Hansestadt. Was hat sich in dieser Zeit getan in Sachen Medienstandort Hamburg? "Der Bürgermeister hat die Stärkung des Medienstandorts zur Chefsache gemacht", sagte NDR-Intendant Lutz Marmor über die Entscheidung, die Medienwirtschaft direkt im Verantwortungsbereich der Senatskanzlei anzusiedeln. "Dieses Signal ist in der gesamten Branche positiv aufgenommen worden." Gerade der NDR sei ein stabilisierendes Element für den Standort, nachdem viele Redaktionen die Stadt verlassen hätten. Marmor spielt damit zum Beispiel auf den Umzug der Nachrichtenagentur dpa an, die zuletzt nach Berlin gegangen war.

Auch seine Kollegin Sabine Rossbach, Direktorin des NDR-Funkhauses, beobachtet, "dass der Stellenwert der Medien für eine Metropole wie Hamburg noch einmal deutlich geworden ist". An vielen Projekten werde gearbeitet. "Und nicht zuletzt ist das Engagement Hamburgs, den Deutschen Radiopreis hier zu etablieren, gut für den Medienstandort - auch im Wettstreit mit der Bundeshauptstadt Berlin, die dieses Event sicher auch gern gehabt hätte."

Aber auch die Filmwirtschaft ist zufrieden. "Der Erste Bürgermeister weiß, dass Hamburg nicht nur seinen großartigen Hafen und die Schiffe braucht, sondern auch Filme und Serien, die das alles zeigen", sagte Carl Bergengruen, neuer Vorsitzender der Geschäftsführung von Studio Hamburg. "Es gibt schließlich kaum ein besseres Marketing für die Hansestadt." Trotzdem gebe es wegen der aktuellen Haushaltssituation finanzielle Grenzen. "Deshalb geht es für die Politik jetzt wohl eher darum, weitere Abwanderungen zu verhindern und den Filmstandort zu festigen, als ihn im großen Stil auszubauen."

"Das Versprechen von Scholz, sich für die Medienwirtschaft einzusetzen, war kein reines Lippenbekenntnis", sagte Hamburg-1-Chefredakteur Michael Schmidt. Er habe selbst die Erfahrung gemacht, dass die Dinge, die die Unternehmen mit Scholz besprochen haben, auch echte Veränderungen nach sich zögen. "Was fehlt, ist ein Zeichen für den Standort", sagte Schmidt. Eines wie beispielsweise der "Spiegel"-Neubau in der HafenCity, der jedoch nicht auf Scholz zurückzuführen sei. "Oder wenn eines der abgewanderten Medienhäuser wieder zurückkehren würde. Aber das ist leider schon aus finanziellen Gründen utopisch."

Auch Bernd Buchholz, Vorsitzender des Vorstands des Verlagshauses Gruner Jahr, ist zufrieden. "Der neue Senat hat sich erkennbar große Mühe gegeben, die Medienwirtschaft zu stärken", sagte er. "Ganz im Gegensatz zu den vielen Jahren zuvor, in denen der Fokus primär auf der Hafenwirtschaft und dem Flugzeugbau lag." Jetzt komme es darauf an, auch über die Stadtgrenzen hinaus Farbe zu bekennen. "Etwa wenn es um die Rundfunkstaatsverträge geht", sagte Buchholz. Auch sei Nachwuchs in Zukunft ein wichtiges Thema. Die Konkurrenz Berlin hingegen bereitet ihm kaum Sorge: "Hamburg ist vielleicht nicht die hipste Stadt, aber die schönste."