Loblied auf die Gerechtigkeit von Elisabeth Jessen

Plötzlich liegt da vor ein paar Tagen dieser Umschlag im Briefkasten. Post vom Gericht - das bedeutet doch in der Regel nichts Gutes. Augenblicklich durchforstet man seine Erinnerung - hat man sich etwas zuschulden kommen lassen? Und plötzlich dämmert einem, da war doch mal was!

Vor über zwei Jahren. Wir hatten im Internet einen iPod bestellt. Doch Weihnachten 2009 rückte näher, und das Gerät kam einfach nicht. Also reklamierten wir. Die Firma gestand Lieferschwierigkeiten ein und bot an, das Geld zurück zu überweisen. Doch auch dabei gab es gewisse Schwierigkeiten. Das Geld kam auch nicht. Kinder haben an Heiligabend nur wenig Verständnis dafür, dass das ersehnte Geschenk nicht unter dem Baum liegt. Wir kauften also ein Gerät im Laden.

Nach dem Fest forderten wir weiter bei der Internetfirma unser Geld zurück. Zu der Zeit kursierten bereits die ersten Berichte über Nicolas C., den Betreiber des Onlineshops. Wir waren einem Betrüger aufgesessen. Also zeigten wir ihn an. Mehr nicht.

Acht Monate später schrieb uns die Staatsanwaltschaft - uns und den 482 anderen, die sich hatten leimen lassen. Tenor des Briefes: Die Ermittlungen gegen Nicolas C. dauerten an.

Der neuerliche Brief nach fast eineinhalb Jahren kam völlig unerwartet. Nicolas C. wurde demnach kürzlich zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt - wegen Betrugs in 672 Fällen. Den Rest des Briefes versteht man nur mit juristischem Staatsexamen. Wenn wir auch das Geld nicht wiederkriegen - das Gefühl der Genugtuung kann einem niemand nehmen. Der Bösewicht schmort jetzt jahrelang im Kittchen. Und da gehört er hin.