Gesundheitssenatorin fordert strengere Kontrollen von Medizinprodukten

Hamburg. Die Zahl minderwertiger Brustimplantate, die Patientinnen in Hamburg eingesetzt wurden, hat sich auf 367 erhöht. Das gab die Gesundheitsbehörde nach Rückmeldungen von Kliniken und Praxen bekannt. Die Behörde schließt nicht aus, dass noch mehr Implantate des französischen Herstellers Poly Implant Prothèse (PIP) oder baugleiche Implantate eingesetzt worden sind, da noch mit weiteren Meldungen zu rechnen sei. Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) forderte ein zentrales Register für Implantate und strengere Kontrollen von Medizinprodukten.

Besonders tragisch sei die Situation für Frauen, die nach der Diagnose Krebs eine belastende Therapie durchgestanden haben und sich nun erneut einer Operation unterziehen müssten, sagte Prüfer-Storcks.

Dennoch solle niemand überstürzt auf eine sofortige Operation drängen. Im Einzelfall sollte mit dem Arzt das richtige Vorgehen geklärt werden. Hinsichtlich der Kostenübernahme für die Entfernung oder den Austausch der Implantate sollten sich die Patientinnen an ihre Krankenkasse wenden, empfahl die Gesundheitsbehörde. Bei Brustimplantaten, die aus medizinischen Gründen eingesetzt wurden, sei auch der Ersatz eine Kassenleistung. Vor dem Austausch eines Implantats, das bei einer Schönheitsoperation eingesetzt wurde, sollte geklärt werden, ob die Krankenkasse die vollen Kosten, so auch für ein neues Implantat, übernimmt.

Die Senatorin appellierte an Ärzte und Kliniken, die notwendigen Operationen zum Selbstkostenpreis durchzuführen: "Niemand sollte an der Notsituation der Frauen verdienen." Die Frage, ob durch die minderwertigen Implantate ein erhöhtes Krebsrisiko besteht, bleibt vorerst ungeklärt.