Bezirk Altona plant, den Heine-Park nach historischem Vorbild umzugestalten. Noch in diesem Jahr soll ein Planungsauftrag erfolgen.

Hamburg. Seit gut 20 Jahren schon ist Anita Khalifa Tagesmutter in Ottensen. Und so lange schon nutzt sie den kleinen Spielplatz im Heine-Park an der Elbchaussee als Außenstation, als Platz für die Kleinen zum Spielen, Toben und Buddeln. So wie etliche andere Tagesmütter, Kindertagesstätten und Eltern. Gut 100 Kinder kommen täglich dorthin, schätzt Tanja Voigt, engagierte Mutter aus Ottensen. Für die Kinder hier ist das ein Stück "Naturwald mitten in der Stadt". Ein paar Holzgerüste stehen dort, viel wichtiger aber seien die Buddelberge, Sträucher zum Verstecken und ein Zaun, der vor frei laufenden Hunden schützt. "Ein einmaliges Kinderparadies", wie Tanja Voigt sagt. Doch auch ein Paradies, das bedroht sein könnte, wie die Mütter befürchten.

Gerüchte machen die Runde, bereits an den Bürgermeister haben sie einen Brief geschrieben. Denn seit einigen Monaten wird in der Nachbarschaft renoviert und gebaut, nachdem die Stadt die Alte Seefahrtschule dort verkauft hatte. Wie berichtet, wird das Gebäude derzeit von einer Stiftung des Architekturbüros gmp zu einer Architekturakademie umgebaut, daneben entstehen aber auch Luxuswohnungen.

Bestandteil des Kaufvertrags ist aber auch eine Verpflichtung der Investoren, sich an der Rekonstruktion des alten Heine-Parks zu beteiligen: Der Park war im Auftrag von Salomon Heine, Onkel des Dichters Heinrich Heine, Anfang des 19. Jahrhunderts in Auftrag gegeben worden. Mehrere Villen standen dort, wo Teile der Familie wohnten. Den Entwurf zu dem Park lieferte der seinerzeit bekannte Gartenarchitekt Joseph Jacques Ramée. Im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte verschwand das frühere Bild einer großzügigen, wohl durchdachten Gartenanlage am Elbhang.

Schon länger gibt es daher Überlegungen im Bezirk Altona, den Park wieder zu rekonstruieren. Bisher scheiterte die Umsetzung am Geld - doch mit dem Verkauf der Seefahrtschule stünde nun Geld zur Verfügung, teilte das Bezirksamt auf Anfrage mit. Noch in diesem Jahr soll daher ein Planungsauftrag erfolgen. "Aufgabe wird nun sein, die heutigen Belange mit den gartendenkmalpflegerischen Aspekten in Einklang zu bringen", sagt die Sprecherin des Bezirksamts, Kerstin Godenschwege. Eine Umsetzung werde aber voraussichtlich erst in den Jahren 2013/14 möglich sein. Zuvor würden die Planungen mit der Öffentlichkeit diskutiert werden.

Davon dürften die Tagesmütter und Eltern aus Ottensen sicher Gebrauch machen. Eine Rekonstruktion der Gartenanlage sei ja schön und gut, sagt beispielsweise Mutter Tanja Voigt. "Doch ob das hier schon zu Heines Zeiten ein solches Paradies für viele kleine Kinder war - das glaube ich nicht."