Die Straße von Hormus ist eine wichtige Route. Aber eine Sperrung würde nicht zu Lieferengpässen in Deutschland führen

Der Iran verweigert die transparente Offenlegung seines Atomprogramms. Deshalb riskiert das Land derzeit Sanktionen von anderen Nationen. Wie bedrohlich ist die Situation am Golf auch für die Entwicklung des Ölpreises?

Dies vorweg: Der Iran ist auf Finanzzahlungen aus dem Ausland insbesondere für die Aufrechterhaltung seiner Energiewirtschaft angewiesen. 80 Prozent aller Exporterlöse sowie knapp die Hälfte der Staatseinnahmen Irans kommen aus der Öl- und Gasindustrie. Die Sanktionen gegen den Iran werden somit vor allem der iranischen Wirtschaft und insbesondere der Energiewirtschaft massiv schaden. Wenn der Iran nicht wie bisher nach Europa und teilweise auch nach Asien sein Öl liefern kann, hat dies erhebliche negative Auswirkungen in erster Linie für das Land selbst. Zudem werden Finanzsanktionen Irans Wirtschaft wie insbesondere auch die Energiewirtschaft des eigenen Landes empfindlich treffen.

Die Wirkungen auf den Weltmärkten wären zunächst wohl gut zu verkraften. Irans Ölexporte in der Höhe von etwa 2,8 Millionen Barrel pro Tag können durch andere Länder wie Saudi-Arabien oder Lieferungen nach Europa durch Russland oder Norwegen kompensiert werden. Europa wäre somit zunächst einmal kaum betroffen.

Europa bezieht das Öl in erster Linie aus Russland, Norwegen und auf internationalen Märkten, nur ein kleiner Teil des Öls in Europa kommt aus dem Iran, nur etwa zwei Prozent. Italien bezieht dabei die größte Menge mit etwas über 200 000 Barrel pro Tag, gefolgt von Frankreich. Insbesondere für Frankreich wären die Folgen nicht sehr dramatisch, da es etwa 1,7 Millionen Barrel pro Tag konsumiert, davon werden lediglich etwas über 100 000 Barrel aus dem Iran importiert.

Diese Mengen können leicht durch erhöhte Lieferungen beispielsweise aus Russland kompensiert werden. China bezieht erhebliche Mengen Öl aus dem Iran und könnte sogar für verloren gegangene Abnehmer einspringen und würde so die negativen Wirkungen gegen den Iran abmildern.

Wirklich erfolgreiche Sanktionen, die den Iran rasch zum Einlenken bewegen würden, müssten deshalb von allen Nationen gleich unterstützt werden. Es ist zu vermuten, dass sich Japan Sanktionen sicherlich anschließen wird, obwohl auch Japan ein wichtiger Abnehmer von Öl aus dem Iran ist.

Die Straße von Hormus ist in der Tat eine wichtige Handelsstraße für den Öltransport, knapp 20 Prozent der heutigen weltweiten Ölförderung werden durch diese Handelsstraße transportiert. Sollte es tatsächlich zu einer kompletten Schließung dieser Handelsroute kommen, fiele ein wichtiger Transportweg weg.

Dies würde aber nicht sofort zu Engpässen führen, da teilweise auf alternative Transportrouten ausgewichen werden kann und es ein Überangebot an Öl auf dem internationalen Markt gibt. Eine mögliche Blockade hat somit zunächst keine unmittelbaren Konsequenzen für den internationalen Ölmarkt.

Auch für Deutschland sind keine Engpässe zu erwarten, da die Öllieferungen Deutschlands zum größten Teil aus Russland und Norwegen kommen. Somit würde eine Schließung der Straße von Hormus in erster Linie dem Iran selbst schaden.

Eine Explosion des Ölpreises ist nicht zu erwarten. Die Preiserhöhungen, die der Iran selbst ankündigt, sind erst mal als leere Drohung zu werten. Deutliche Preisausschläge sind in erster Linie aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage nicht zu erwarten. Sollte die Weltwirtschaft sich im Laufe des Jahres jedoch deutlich abkühlen, wird auch die Nachfrage nach Öl nicht steigen. Dies wirkt preissenkend.

Dennoch ist zu erwarten, dass die Ölpreise vor dem Hintergrund der internationalen Situation - zum Beispiel wegen der angespannten Lage der Lieferländer in Nordafrika - höchst sensibel reagieren. Allein die Androhung des Iran ließ wie schon in der Vergangenheit den Ölpreis leicht steigen. Ein weiterer Anstieg träfe alle Nationen gleichermaßen und würde die ohnehin schwächelnde Konjunktur belasten.

Insgesamt gesehen gibt es jedoch einen wesentlichen Verlierer: den Iran selbst, da er durch Sanktionen, durch zurückgehende Finanzströme und Ölexporte am meisten leiden wird.