Ein Kommentar von Heinrich Oehmsen

Billy Talent spielt beim Hurricane-Festival regelmäßig alle zwei Jahre, auch die Beatsteaks, Mando Diao, Deichkind und The Strokes sind alte Bekannte. Diese Combos waren 2010 die Headliner in Scheeßel, abgesehen von den New Yorker Strokes Bands ohne die ganz große Strahlkraft. Dennoch kamen 70 000 Fans auf den Eichenring, zahlten 120 Euro für ein Ticket und setzten sich drei Tage lang Kälte und Staub aus.

Das Hurricane ist ebenso wie die großen europäischen Festivals in Glastonbury, Reading, Roskilde, Wacken und Rock am Ring zur Marke geworden. Die immer mehr aussterbende Spezies des Headliners braucht diese Massenveranstaltungen nicht mehr. Der Name des Festivals ist größer als der eines Superstars. Die Fans wissen, dass sie mit viel guter Musik aller möglichen Stilrichtungen bedient werden. Sie kaufen Tickets bedenkenlos schon Monate bevor feststeht, wer überhaupt auftreten wird.

Bei der Zusammenstellung des Programms hätte man sich von den Festival-Organisatoren mehr Wagemut gewünscht. Also mehr von der norwegischen Band Katzenjammer, mehr La BrassBanda und weniger von den üblichen Verdächtigen, die in den kommenden Wochen landauf, landab über die Festivalbühnen tingeln. Das junge Publikum ist offen für neue Strömungen und bereit, sich auf Unbekanntes einzulassen. Partyspaß und Komasaufen waren gestern, heute steht bei Besuchern die Musik an erster Stelle.