Der Präsident der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg will junge Leute für das Studium anspruchsvoller Fächer begeistern

Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg wächst. Studierendenzahl 13 000, plus acht Prozent, Absolventenzahl 1700, plus 13 Prozent, und Drittmitteleinnahmen (plus 123 Prozent) zeigen die erfreuliche Entwicklung seit 2005. Wachsen mit Weitsicht: Auch nach 2015 wollen wir wachsen. Mit 36 Bachelor- und 23 Master-Programmen deckt die HAW Hamburg ein breites Fächerspektrum ab. Ihre Kooperationen mit Unternehmen sorgen für Praxisnähe, ihre Absolventen sind erfolgreich im Beruf: Sabine Wilharm als ("Harry Potter"-)Illustratorin, Andreas Wente als Chef von Philips Deutschland, Tonja Zeller als Modedesignerin in Altona oder Dr. Rüdiger Grube als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn.

Der Senat hat eine Schulreform beschlossen, die - auch für das weitere Wachstum der HAW - dringend nötig ist. Und er hat die Mittel dafür bereitgestellt. Um jedoch den Erfolg dieser Reform "auf die Straße zu bringen", muss auch in Wissenschaft und Forschung investiert werden. Der Bund macht's vor (2,7 Milliarden Euro Exzellenzinitiative, zwei Milliarden Euro Qualitätspakt für die Lehre). Hamburg sollte folgen. Das brauchen Hochschulen wie die HAW Hamburg - die im bundesweiten Exzellenzwettbewerb in der Lehre zu den zehn Gewinnerhochschulen zählt, die die Themen Erneuerbare Energien und Energieeffizienz engagiert vorantreibt, die Ingenieure praxisnah ausbildet und die auch die übrigen Cluster aus dem Leitbild "Wachsen mit Weitsicht" mit hervorragend qualifiziertem akademischem Nachwuchs versorgt (Spitzenplätze in den Rankings bei Informatik, Verfahrenstechnik oder Maschinenbau). Als einzige Hamburger Hochschule als familienfreundlich ausgezeichnet, vom Bund prämiert für unser Gleichstellungsprogramm, schaffen wir für moderne Lebens- und Arbeitsformen gute Rahmenbedingungen. Aber dies kostet Geld.

Die HAW Hamburg lockt kreative junge Köpfe in die Metropolregion, nicht nur auf den Kunst- und Mediencampus Finkenau, auch in andere Bereiche. Denn Ingenieure brauchen (und haben!) ebenfalls ein großes Maß an Kreativität. Das zeigen immer wieder unsere studentischen Teams mit ihren fantastischen Projekten, sei es das ECO-Team, das ein brennstoffzellengetriebenes, extrem sparsames Fahrzeug baut, seien es die Flugzeugbauer, die mit ihrem Nurflügel-Flugzeug AC 20.30 die Zukunft des Luftverkehrs erkunden, oder die Informatiker, die virtuelle Welten lebensnah erproben. Die gute Betreuung macht's, durch hochqualifizierte Lehrende, die Berufspraxis aus Erfahrung kennen. Das kostet Geld.

Bereits 2004 war unser altes Hochhaus am Berliner Tor ein Sanierungsfall. Heute wissen wir, dass ein Neubau nötig ist. Zusammen mit unausweichlichen Neu-, Um- und Erweiterungsbauten am Berliner Tor, an der Armgartstraße und Finkenau und in Bergedorf kommt ein deutlich dreistelliger Millionenbetrag zusammen. Man kann es nicht oft genug sagen: Investitionen in Bildung, in Hochschulen, in Wissenschaft sichern unsere Zukunft.

Natürlich muss man junge Leute begeistern für das Studium anspruchsvoller Fächer - deshalb viele Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche wie "Faszination Fliegen", die Lust auf das Flugzeugbaustudium machen. Die Unternehmen wünschen sich neben der fachlichen Ausbildung interkulturelle Kompetenz, Teamfähigkeit sowie weitere "soft Skills" - all das bieten wir. Doch auch hier gilt: Es kostet Geld.

Wir bauen unsere anwendungsorientierte Forschung aus, weil sie für Innovationen sorgt und eine zukunftsorientierte Lehre ermöglicht, immer mehr unserer Absolventen promovieren - an Universitäten im In- und Ausland. Dies ist umständlich und mit Aufwand verbunden. Es wird daher Zeit, dass das im CDU-GAL-Koalitionsvertrag angekündigte eigenständige Promotionsrecht für besonders exzellente Bereiche der HAW Hamburg Wirklichkeit wird. Dies wäre ausnahmsweise eine Reform, die nichts kostet, sondern (volkswirtschaftlich) sogar spart. Aber mit Weitsicht!