Ein Kommentar von Björn Jensen

Nun haben wir sie alle einmal spielen sehen, die 32 Teilnehmer an dieser Weltmeisterschaft. Die größten Gewinner sind die Schiedsrichter, über die so wenig diskutiert wird wie lange nicht, weil sie kaum Fehler machen. Wir haben wenige Überraschungen erlebt - im positiven Sinn Südkorea, Chile und unsere Nationalmannschaft, negativ Frankreich und Kamerun -, und mit dem Schweizer Sieg auch die erste Sensation. Die spielerischen Glanzlichter waren bislang rar gesät. Dennoch wäre es zu einfach, in den vielstimmigen Chor derer einzustimmen, die diesen Titelkämpfen bislang ein schwaches Niveau attestieren.

Es zeigt sich vielmehr, dass es die Außenseiter, mustergültig zu sehen in den Partien Italien gegen Paraguay und Brasilien gegen Nordkorea, mittlerweile verstehen, dank einer guten Physis und extremer Defensivtaktik ihre Verteidigung aufrecht zu erhalten. Das mag Spiele unansehnlich machen und hat zur niedrigsten Torquote (1,56 Tore pro Spiel) seit Einführung des 32er-Feldes im Jahr 1998 geführt. Es hat jedoch mit schwachem Niveau nichts zu tun, sondern zeugt vielmehr von gewachsener Ausgeglichenheit.

Dass es die deutsche Auswahl gegen Australien geschafft hat, ihre theoretische Überlegenheit auch praktisch aufs Feld zu bringen, hat sogar die Erzrivalen beeindruckt. Dennoch muss allen klar sein, dass wir bislang nur einen ersten Eindruck aller Teams gewonnen haben. Große Mannschaften zeichnet es aus, dass sie ihr Pulver nicht im ersten Spiel verschießen, sondern zum Ende hin zulegen können. Wir dürfen deshalb von dieser WM noch einiges erwarten - nur keine totale Dominanz der Favoriten.