Diplomsportingenieur Martin Hofmann, 30, arbeitet als Projektleiter bei der Stiftung Warentest.

Hamburger Abendblatt:

1. Die Fußball-Bundesliga spielt ab der kommenden Saison erstmals mit einem einheitlichen Spielball: "Torfabrik". Spielt es sich damit besser Fußball?

Martin Hofmann:

Nein. Grundsätzlich kommt es immer noch auf die eigenen Fähigkeiten an, ob man zum Beispiel einen Ball stoppen kann oder nicht. Wenn man ihn gut trifft, fliegt er vielleicht ein bisschen gefährlicher. Aber auch das hängt letztlich von der Schusstechnik ab. Der Ball sollte natürlich keine großen Unebenheiten oder gar Beulen haben. Und je weniger Nähte, die aufplatzen können oder Wasser aufnehmen, desto besser. Darauf sollte man beim Kauf eines Balles grundsätzlich achten.

2. "Torfabrik" ähnelt dem WM-Ball "Jabulani", über den sich viele Spieler bitter beklagen. Ist der Ball schuld an den vielen Torwartfehlern, die wir bei der WM erleben?

Die Torwartfehler, die ich bisher gesehen habe, lagen sicher nicht am Ball. Das könnte man dann vermuten, wenn ein harter Schuss kommt und der Ball zu flattern beginnt. Die geringe Zahl der Nähte kann in der Tat für eine unrundere Flugbahn sorgen, das hängt mit dem sogenannten Magnuseffekt zusammen. Insofern könnte der Ball ein Vorteil für den Schützen sein.

3. Zu den Weisheiten Sepp Herbergers gehörte, dass der Ball rund sei. Hatte er recht?

Wir haben das neue Modell nicht getestet. Aber der Vorgängerball "Teamgeist" war von allen Modellen, die wir getestet haben, der rundeste. Das hing damit zusammen, dass er aus einer geringeren Zahl von Segmenten bestand - 14 gegenüber den klassischen 32 - und nicht genäht, sondern geklebt war. Alle anderen Bälle sind vom Ideal abgewichen. Man darf mutmaßen, dass der neue Ball noch weniger Unwuchten aufweist.

4. Ab 1. Juli wird er für 119,95 Euro angeboten. Ist er das Geld denn wert?

Das sollte man vom Nutzen abhängig machen. Für den Bolzplatz hinterm Haus tut es sicher auch ein günstigerer Ball. Auch den neuen Ball gibt es ja in unterschiedlichen, einfacheren Varianten. Bei unserem letzten Test hat der "Teamgeist" zwar gewonnen, aber 13 weitere Bälle in sehr unterschiedlichen Preissegmenten haben ebenfalls mit der Gesamtnote "gut" abgeschnitten. Insofern kann man schon vermuten, dass man auch den Namen bezahlt. Aber wenn man einen schönen Rasenplatz hat, macht es mit dem neuen Ball sicher Spaß.

5. Wie lange haben Spieler an einem neuen Ball Freude, bevor er an Qualität einbüßt?

Das hängt ebenfalls von der Nutzung ab. Wenn man auf Rasen spielt, ihn pfleglich behandelt und regelmäßig reinigt, gehe ich von einer Nutzungsdauer von mehreren Jahren aus. Jedenfalls so lange, bis der nächste Ball herauskommt.