Niclas Beyer, 17, lehnt sich lässig an ein Spielplatzgerüst gegenüber der St. Nikolai-Kirche in Harvestehude. Ein Typ, der bei Mädchen gut ankommt. "Heute finden die toll, dass ich im Knabenchor singe, auch als Solist", sagt er. Heute. Denn früher wurde er oft als uncool beschimpft, weil er singt. Er hat trotzdem durchgehalten im Knabenchor St. Nikolai, der jetzt 50-jähriges Bestehen feiert und dessen Repertoire von Mozarts "Zauberflöte" bis zur "Gospel-Blues-Night" reicht.

In der Probe geht es ohne gelegentliches Ermahnen der Chorleiterin Rosemarie Pritzkat - die einzige Frau unter den Knabenchorleitern bundesweit - nicht. Einem fallen die Noten herunter, einer zappelt auf der Stuhlkante, einer gähnt. "Ganz saubere Töne, bitte", fordert Pritzkat. Die Kinder werden aber auch belohnt. Durch Konzerte, Applaus, Auszeichnungen und Konzertreisen ins Ausland, wo die Jungen zuweilen sogar Autogramme verteilen. Ein Chorjunge: "Wenn man auf der Bühne steht, das macht einfach nur glücklich."

Trotzdem muss der Knabenchor in Zeiten von Castingshows um Nachwuchs und Förderer kämpfen. Pritzkat: "Ich finde es lebensnotwendig für unsere Gesellschaft, dass wir lernen, uns gemeinsam für etwas einzusetzen und uns manchmal auch zurückzunehmen. Deshalb ist Chor nötiger denn je."