Radioaktiver Müll aus dem früheren Atomfrachter soll nun 3300 Kilometer durch Europa nach Mecklenburg-Vorpommern transportiert werden.

Hamburg. Die Hinterlassenschaft des einzigen atomgetriebenen Frachtschiffs der Bundesrepublik sorgt in Geesthacht für Aufregung. 1979 endete die kurze Karriere des von der GKSS (Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schifffahrt) entwickelten Hamburger Frachters "Otto Hahn".

Wie das GKSS-Forschungszentrum der "Bergedorfer Zeitung" bestätigte, lagern mehr als 30 Jahre später immer noch Brennstäbe des Frachters auf dem Gelände in Geesthacht. Sie sollen im Juli in ein Zwischenlager in Mecklenburg-Vorpommern gebracht werden - vorher muss die strahlende Fracht allerdings 3300 Kilometer quer durch Europa gefahren werden. Bislang hieß es, dass alle Überbleibsel des Meilers auf dem Gelände eines Forschungszentrums in Karlsruhe liegen würden, in Geesthacht lediglich der leere Druckbehälter der "Otto Hahn" eingelagert sei.

"Wir von der Bürgerinitiative haben immer wieder bei der GKSS nachgefragt, ob radioaktive Elemente der ,Otto Hahn' in Geesthacht seien, und haben immer ein Nein als Antwort bekommen", sagt Bettina Boll vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Geesthacht. Die langjährige Atomkraftgegnerin fordert nun Aufklärung. "Wir wollen wissen, warum die Brennstäbe überhaupt in Geesthacht gelagert wurden." Außerdem wollen die Geesthachter erfahren, was genau mit den Brennstäben passiert.

Beim Bundesamt für Strahlenschutz (BFS) war im Februar 2008 der Antrag auf Beförderungsgenehmigung für die 52 Brennstäbe eingegangen. Auf der Homepage des BFS ist zu lesen, dass dieser Antrag mit der Identifikationsnummer 6895 nun die Genehmigung zum Transport nach Frankreich erhalten hat. Der genehmigte Abtransport ist kompliziert: "Die Brennstäbe werden zunächst in das Kernforschungszentrum Cadarache in Frankreich transportiert und dort zusammen mit Brennstoff aus dem früheren Reaktor des Forschungszentrums Karlsruhe in Castor-Behälter geladen", sagte Oliver Breuer, Sprecher des Kieler Justizministeriums und der Atomaufsicht, der "Bergedorfer Zeitung".

Die GKSS habe keinen Lagerbehälter, die für die langfristige Lagerung geeignet seien. Deshalb müssen die 49 bestrahlten und drei unbestrahlten Brennstäbe nach Frankreich transportiert werden, um dort neu verladen zu werden. Von Südfrankreich aus sollen die strahlenden Forschungsabfälle dann wieder quer durch Europa gefahren werden: Im Zwischenlager Nord in Lubmin bei Greifswald werden dann voraussichtlich vier Castor-Behälter längerfristig eingelagert.