Der Präsident der Hochschule für bildende Künste sieht noch Nachholbedarf bei den Arbeitsbedingungen, damit die Kreativen nicht ins nahe Berlin abwandern

Mit großen Namen und hitzigen Debatten ist die Geschichte der HfbK verbunden, der Hochschule für bildende Künste. Lehrende wie Joseph Beuys, Sigmar Polke, Dieter Rams oder Wim Wenders und Absolventen wie Daniel Richter oder Fatih Akin prägen das Bild der Kunsthochschule genauso wie exzessive LiLaLe-Feste in den 60-ern oder der aktuelle Studiengebührenboykott.

Für die meisten stellt sie eine fruchtbare Irritation dar, manchen gilt sie sogar als ein Ort produktiver Unruhe. Die HfbK zeigt sich immer wieder kritisch, verstörend, aufrührerisch, aber auch künstlerisch produktiv und erfrischend lebendig.

Die jungen Künstler und Künstlerinnen treiben sich in der ganzen Stadt herum, suchen nach räumlichen und kreativen Möglichkeiten, befragen gesellschaftliche Entwicklungen und wirken schöpferisch auf sie ein. Es ist das Bild einer gleichsam berühmt und berüchtigten Kunstinstitution, die mit aller Kraft ein künstlerisches Vermögen erzeugt, das die "schönste Stadt der Welt" vor der Selbstgefälligkeit bewahrt. Denn eine Gesellschaft würde an ihren eigenen Normen ersticken, gäbe sie dem freien ästhetischen Spiel nicht den unverzichtbaren Raum!

In jedem Fall sorgt die Hochschule für bildende Künste immer neu für Diskussionen. 1767 von der "Patriotischen Gesellschaft" gegründet, seit 1912 am Lerchenfeld gelegen, sieht sie mittlerweile auf eine fast 250-jährige Vorgeschichte zurück. Heute bildet sie in den künstlerischen Fächern Malerei, Bildhauerei, Medien, Bühnenraum, Film, Design, Fotografie, Grafik und Kunstpädagogik aus. In der Kulturszene der Hansestadt stellt sie seit Langem eine unentbehrliche Größe dar, weil sie anhaltend Impulse spendet und für Innovationen sorgt.

Doch die HfbK ist viel mehr als ein Ort der kreativen Unruhe und Brutstätte international erfolgreicher Künstler: Sie schafft ein Wissen, das zwar nur selten ökonomisch direkt verwertbar ist, dennoch aber eine unentbehrliche Relevanz für jede Kulturgesellschaft in sich trägt: Denn Kreativität, Fantasie und Inspiration werden an der Hochschule zur Professionalität entwickelt. Jedes Jahr werden aus weit über 1000 Bewerbern gut 80 ausgewählt, um sie in ihrer künstlerischen Ausbildung zu einer ausgereiften Position zu bringen.

Doch gibt es Kriterien für ihren "Erfolg"? Oder welche für ein "Scheitern"? Auch die Studierenden der HfbK müssen Prüfungen ablegen - seit Kurzem die für den Bachelor oder Master. Begriffe wie Erfolg und Scheitern sind in der Kunst jedoch noch problematischer als anderswo. Ein Künstler kann viel Geld verdienen, obwohl seine Arbeiten kaum von Dauer sein werden. Ein anderer bringt Werke hervor, die der Kunstmarkt zwar nicht honoriert, deren Bedeutung jedoch fraglos ist oder erst später erkannt wird. Wer von den Professorinnen und Professoren könnte da behaupten, ein zeitlos gültiges Urteil zu haben? Die Kunst stellt alles infrage, auch die Autoritäten - und nicht zuletzt sich selbst.

Gegenwärtig erfreut sich die HfbK in der Öffentlichkeit großen Wohlwollens. Auch dadurch wurde es möglich, dass sie sich in Lehre und Forschung konsolidiert hat. In allen Disziplinen konnten herausragende Professoren berufen werden.

Internationale Symposien und anspruchsvolle Publikationen setzten eigene Maßstäbe im wissenschaftlichen Bereich. Neben vielen studentischen Ausstellungsprojekten in der Stadt trat die HfbK mit großen Kooperationsprojekten hervor - so im letzten Jahr mit dem Kunstfestival subvision in der HafenCity und erst vor wenigen Tagen im Museum für Kunst und Gewerbe mit der Ausstellung Klimakapseln. Die Leistungen und Eigenarten der Kunsthochschule finden zunehmend Anerkennung.

Doch Hamburg wird sich mehr anstrengen müssen! Junge Kunststudierende haben hohe Materialkosten zu tragen, müssen Studiengebühren entrichten und werden durch steigende Ateliermieten in Hamburg zu einem prekären Leben gezwungen.

Momentan steht, gemeinsam mit der Wissenschaftsbehörde, die Verwirklichung des Vorhabens aus, allen Studierenden einen Ateliersarbeitsplatz zu verschaffen. Dies ist kein Luxus, sondern Arbeitsgrundlage! Damit sich Künstler in der Stadt wieder willkommen wissen und nicht in das nahe Berlin abwandern, werden noch einige Bemühungen notwendig sein.