Der Hamburger Wilhelm von Boddien, 68, Gründer des Fördervereins Berliner Schloss.

Hamburger Abendblatt:

1. Herr von Boddien, seit Jahren kämpfen Sie für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses. Sie haben bereits 13 Millionen Euro von 12 000 Spendern eingetrieben. Nun hat die Bundesregierung im Zuge des aktuellen Sparpakets den Baubeginn um drei Jahre auf das Jahr 2014 verschoben. Ist das eine persönliche Niederlage für Sie? Was sind jetzt Ihre weiteren Pläne?

Wilhelm von Boddien:

Ich werde weiter wie ein Berserker für das Projekt kämpfen. Mein Kampfgeist ist nicht gebrochen, ganz im Gegenteil, er ist gerade noch mal angestachelt. Da bin ich ganz Hamburger: Man kneift nicht bei den ersten Problemen.

2. Wie haben Sie denn davon erfahren, dass das Projekt nun für Jahre auf Eis gelegt ist?

Ich habe mir die Bundespressekonferenz auf Phoenix angeschaut, weil ich durch die Lawine der Interviewanfragen seit dem Wochenende vorgewarnt war. Glauben wollte ich es allerdings nicht.

3. Kommt die Verschiebung nicht einem Aus für den Wiederaufbau gleich? Warum sollte der Bund in drei Jahren mehr Geld haben als heute?

Ich gehe fest davon aus, dass der Baubeginn noch ins Jahr 2013 vorgezogen wird, damit er noch in die Legislaturperiode der Kanzlerin und ihrer Regierung fällt. Ich glaube an die Verlässlichkeit der Bundesregierung und glaube, dass sie Wort halten wird. Der Bund würde auch gar nichts einsparen, wenn er das Schloss nicht baut, weil er dann das Geld in das marode Museum Dahlem investieren muss, wo derzeit die Kunstschätze für das Humboldt-Forum lagern. Außerdem kann sich die Hauptstadt in ihrer Mitte keine flugplatzgroße Brachfläche leisten. Das wäre ein zu großer Phantomschmerz.

4. Befürchten Sie, dass jetzt Spenden ausbleiben, weil viele nicht mehr an das Projekt glauben?

Nein, die Spenden werden nur stärker konditioniert, das heißt, sie werden an die Bedingung geknüpft, dass das Schloss wirklich realisiert wird. Aber mir reichen schon die Zusagen. Außerdem nimmt das Spendenaufkommen erfahrungsgemäß noch enorm zu, je näher das Projekt rückt. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.

5. Was passiert denn überhaupt mit dem Geld, wenn es nun doch nicht zum Wiederaufbau kommt?

Zum einen ist ja schon Geld für Baupläne und Fassadenmodelle ausgegeben worden. Vor allem aber sind Spenden durch die Finanzgesetzgebung grundsätzlich nicht rückzahlbar, weil sonst die Gefahr von Steuerhinterziehung bestünde. Deswegen glaube ich ja auch an die Realisierung des Projekts, weil der Staat sonst ein enormes Glaubwürdigkeitsproblem hätte.