Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Die Massenpanik mit 16 Verletzten vor dem Provinzstadion einer Johannesburger Vorstadt hat alte Ressentiments gegen Südafrika, den Ausrichter der Fußball-WM, neu belebt. Zur Sorge um die Sicherheit besteht dennoch kein Anlass. Die Tumulte, die sich beim Testspiel zwischen Nigeria und Nordkorea vor verschlossenen Einlasstoren abspielten, werden sich während der Weltmeisterschaft nicht wiederholen. Die WM-Stadien sind unter modernen Sicherheitsaspekten gebaut worden, die Ordnungskräfte wurden monatelang geschult. Sie sind, anders als ihre Kollegen am Sonntag, auf den Ernstfall vorbereitet.

Niemand sollte allerdings unterschätzen, welcher Kraftaufwand nötig war und noch nötig sein wird, um die Spiele, die Mannschaften und die Zuschauer vor und während der WM zu schützen. Die südafrikanischen Behörden sind an diesen Aufgaben gewachsen, die neuen Strukturen greifen aber längst nicht überall. Das durfte keiner erwarten. Dass jetzt Sepp Blatter, der Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa, mit dem Finger auf den WM-Gastgeber zeigt und ihm alle Schuld an den Vorfällen zuweist, ist nicht nur unanständig, sondern zeigt wenig jener Solidarität, die der Sport sich rühmt zu besitzen. Es war die Fifa, die für das besagte Spiel freien Eintritt durchsetzte und damit die Begehrlichkeiten der Massen auslöste. Gemeinsam mit den Südafrikanern Konsequenzen zu beraten, hätte der Sache gedient. Dass die Fifa mit einem Spiel zweier WM-Teilnehmer nichts zu tun haben will, ist vier Tage vor dem Anpfiff des Turniers schon erstaunlich.