In der Schule Wielandstraße verkauft eine Gruppe von Eltern ehrenamtlich in der großen Pause Essen und Trinken an die Kinder.

Hamburg. Es ist die große Pause in der Schule Wielandstraße. Artig stehen mehr als 20 Jungen und Mädchen in der langen Schlange vor dem Verkaufsfenster. In der Hand halten sie ihre kleinen Portemonnaies oder bereits abgezähltes Geld. Einige ungeduldige Mitschüler drängeln ein bisschen. "Was kriege ich hierfür?", fragt ein dunkelhaariges Mädchen und hält Mutter Kirstin Beyersdorf, 28, ein paar Cent-Stücke hin. "Ein Milchbrötchen oder eine Reiswaffel", ist die schnelle Antwort.

Kirstin Beyersdorf ist eine von rund zehn "Milchmüttern", wie sich die ehrenamtlichen Helferinnen an der Schule in Eilbek nennen. Sie verkaufen jeden Tag in der großen Pause Brötchen, Getränke und hin und wieder Obst. Auch die subventionierte Schulmilch gibt es hier. "Wir wollten den Kindern die Gelegenheit geben, sich etwas zu kaufen", sagt Schulleiterin Annegret Koch über den Ursprung dieser Elterninitiative. "Wir als Schule hätten ein solches Projekt aber mit unserem Personal nicht stemmen können." Zumal es nicht zu den Aufgaben einer Schule gehöre.

Aber manchmal fehle morgens zu Hause die Zeit, um ein Schulbrot zu schmieren. Ein anderes Mal werde es einfach vergessen. Einige Eltern geben ihren Kindern auch extra beispielsweise einmal in der Woche Geld mit, damit sie sich etwas kaufen könnten. "Das übt den Umgang mit Geld", sagt die engagierte Lehrerin. Ersetzen solle es das Schulbrot allerdings nicht. Zumal die Eltern die Brötchen nicht mit Wurst, Käse oder einem anderen Aufschnitt belegen dürften, das erlauben die Gesundheitsvorschriften nicht.

Die Preise für die kleinen Leckereien sind gering. Brötchen kosten zwischen 30 und 60 Cent, Reiswaffeln 10 Cent, Milchbrötchen 20 Cent und alle Getränke 30 Cent. "Wir wollen die Preise gering halten und deshalb schießt der Schulverein bei Bedarf das Defizit, das beim Verkauf entsteht, am Ende des Jahres zu", so Koch.

Die Milchmütter von Eilbek organisieren ihre ehrenamtliche Hilfe allein. Einkauf, Planung und Abrechnung liegen ganz in ihrer Hand. Dabei legen sie viel Wert auf hochwertig hergestellte Brötchen. "Einmal im Jahr machen wir beispielsweise ein Probeessen und entscheiden dann, wer uns beliefern kann", so Koch. Ein helfender Vater sorge zudem immer dafür, dass das eingenommene Geld zur Bank gebracht werde. Und Nicole Million, die den Verkauf mit organisiert, ergänzt: "Es gibt einen regelrechten Dienstplan für die Eltern." Wie so oft bei ehrenamtlichen Initiativen suchen auch die "Milchmütter" von Eilbek weitere Mitstreiter für den Verkauf. "Natürlich versuchen wir immer wieder, Eltern für das Projekt zu gewinnen." Mütter und Väter wie Kirstin Beyersdorf, 28, die noch eingearbeitet wird. "Das ist ein tolles Projekt", sagt sie und zählt das Geld für ein Milchbrötchen ab.

Dann klingelt die Schulglocke und die große Pause ist zu Ende. Der Platz vor dem Verkaufsfenster leert sich. Die beiden Mütter packen ein. Die übrig gebliebenen Brötchen kaufen ihnen manchmal einige Lehrer ab. An anderen Tagen geben die Ehrenamtlichen sie Kindern auf Klassenausflüge mit. Weggeworfen wird hier nichts.