Ein Kommentar von Lutz Wöckener

Eines gleich vorneweg: St. Pauli ist braun-weiß, nicht braun. Dem Verein Fremdenfeindlichkeit anzudichten, weil ausschließlich deutsche Spieler für die kommende Saison unter Vertrag stehen, käme dem Vorwurf gleich, Corny Littmann sei homophob. Schwachsinn! Vielmehr ist dieses einzigartige Ergebnis ungewollter Nebeneffekt einer hervorragenden, weil mehrfach gewinnbringenden Strategie.

Was tun, wenn Geld, Netzwerk und Know-how nicht für ein umfassendes Scouting ausreichen, fragten sich die Verantwortlichen vor Jahren in der Regionalliga und begannen sich vor der eigenen Tür nach Spielern umzuschauen. Primär nach jungen, entwicklungsfähigen Talenten. Eine Initiative Holger Stanislawskis, weitergeführt und strukturiert von Helmut Schulte. Aus der Not wurde eine Tugend. Sportlicher Erfolg, Stanislawskis Umgang mit jungen Spielern und eine hohe Durchlässigkeit sorgten dafür, dass vermehrt deutsche Talente den Weg ans Millerntor fanden. Längst hat sich St. Pauli den Ruf eines Ausbildungsvereins erworben. Naki, Kruse, Hennings, Oczipka, Sukuta-Pasu, Bartels, die Liste wird immer länger.

Wem das nicht gefällt, der sei an den 6. April 2001 erinnert. Damals empfing Energie Cottbus den VfL Wolfsburg mit elf Ausländern in der Startelf zum Bundesligaspiel. St. Pauli wählt einen anderen Weg, den richtigen. Denn davon profitieren alle: der Verein, die Spieler, die Fans - und nicht zuletzt der deutsche Fußball.